Baldrian (Valeriana officinalis)

Baldriangewächse gehören zur Familie der Geißblattgewächse. Es gibt 150 bis 300 Arten die in Europa aber auch in Asien und Amerika weitverbreitet sind. Wilder Baldrian ist oft auf feuchten Waldlichtungen und -rändern und auf feuchten und nährstoffreichen Wiesen zu finden. Der botanische Name des echten Baldrians ist Valeriana officinalis.

Der echte Baldrian ist eine mehrjährige Pflanze, die je nach Bedingungen zwischen 90 cm und 2,00 m hoch werden kann. In unserem Garten wird die Pflanze ca. 1,5m hoch. Er bildet verzweigte, helle, meist gelbe bis fast weiße Wurzeln aus, die einen auffallend starken Geruch haben. Wurzeln reichen meist nicht sonderlich tief in den Boden. Als Überdauerungsorgane bildet er Rhizome. Baldrian hat sattgrüne Blätter, die oval oder geformt sind wie Lanzen mit gefiederten und glatten bzw. leicht gesägten Blatträndern. Im oberen Bereich der Pflanze sitzen die Blätter direkt am Spross, im unteren Bereich ist das Blatt kurz gestielt. Meistens nimmt die Größe der Blätter von unten nach oben ab. Blätter sind gegenständig am grünen, manchmal auch bräunlichen bis rötlichbraunen Stängel angeordnet und schwach bis mäßig behaart.

Blüten haben eine weiße bis rosa Farbe und riechen süßlich, aromatisch. Die Blütezeit ist zwischen Mai und Mitte August. In den rispenartigen Blütendolden sind viele Blüten dicht angeordnet. Die Früchte (Nüsse) werden bis 4 Millimeter lange, ca. 0,5 Milligramm, die einen federigen, später verschwindenden Haarkranz haben. Jede Nussfrucht enthält einen Samen. Die Früchte breiten sich als Schirmchenflieger aus. Weiterhin erfolgt die Ausbreitung auch als Anhafter und die Nüsse werden weggespült.

Der deutsche Name Baldrian ist eventuell angelehnt an den Namen des nordischen Lichtgottes Balder. Im Volksmund heißt der Gemeine Baldrian auch Katzenkraut, Stinkwurz, Hexenkraut, Augenwurzel, Mondwurz, Bullerjan, Tolljan, Katzenwargel, Theriakswurz und Denmark.

Baldrianpflanzen sind ideale Gartenstauden, die sich relativ einfach anbauen lassen und nicht sonderlich viel Pflege benötigen. Die Pflanze ist nicht nur hübsch anzuschauen, sie bereichert auch Duftgärten und ist beliebt bei vielen Nutzinsekten wie Schmetterlinge und Bienen.

Baldrian hat als Heilkraut eine lange Geschichte. Die Wurzeln der Pflanze wurden schon im Altertum als Arzneimittel genutzt. Interessanterweise wurde er damals für vollkommen andere Zwecke gebraucht als heute. In Kräuterbüchern des Mittelalters wird Baldrian bei Blähungen, Seitenstechen, Harnbeschwerden, Husten, Akne, Kopfschmerzen sowie Augenbeschwerden verwendet. Die Wurzel wurde pulverisiert und mit Wein, oder anderen Kräutern wie Süßholzwurzel und Anis vermischt. Heute wird Baldrian häufig angewandt gegen Unruhezustände und nervös bedingte Einschlafstörungen, nervös bedingte Herzbeschwerden und krampfartige Beschwerden im Magen-Darmbereich.

Im Aberglauben wurde Baldrian als stark aromatisch riechende Pflanze zum Schutz vor bösen Geistern über die Tür gehängt. Wer Baldrian bei sich trug, galt als unempfindlich gegen Hexenzauber und geschützt vor dem Teufel. Man war auch der Überzeugung, dass sich ein im Zimmer aufgehängtes Baldrianbüschel bewegen würde, sobald eine Hexe das Zimmer beträte. Baldrian in den Bienenkorb gelegt, sollte das Schwärmen der Bienen verhindern und weitere anlocken. Baldrian taucht auch zusammen mit Bibernelle als Heilmittel gegen Pest auf. Baldrian stand in dem Ruf, Zorn zu erregen, wenn er ein wenig gekaut würde. Ein Scharfrichter, der ein für seinen Beruf unübliches weiches Herz hatte, musste deshalb vor jeder Hinrichtung auf dieser Wurzel kauen, um nicht vom Mitleid mit dem zum Tode Verurteilten übermannt zu werden.

Textquellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Baldrian

https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Baldrian.html

 

Alle Aufnahmen sind entstanden von der Pflanze aus unserem Garten

Bild 1: Quelle: Von «Bilder ur Nordens Flora» Stockholm, Gemeinfrei, httpscommons.wikimedia.orgwindex.phpcurid=5966376
Bild 1: Quelle: Von «Bilder ur Nordens Flora» Stockholm, Gemeinfrei, httpscommons.wikimedia.orgwindex.phpcurid=5966376
Baldrianblüte (Valeriana officinalis)
Bild 5 Baldrianblüte
Baldrianblüte (Valeriana officinalis)
Bild 6 Baldrianblüte
Blütensprossquerschnitt Baldrian (Valeriana officinalis)
Bild 7 Blütensprossquerschnitt Baldrian (Valeriana officinalis) Vergrößerung 25fach
Blütensprossquerschnitt Baldrian (Valeriana officinalis)
Bild 8 Blütensprossquerschnitt (Detail) Baldrian (Valeriana officinalis) Vergrößerung 63fach
Blütensprossquerschnitt Baldrian (Valeriana officinalis)
Bild 9 Blütensprossquerschnitt (Detail) Baldrian (Valeriana officinalis) (Vergrößerung 630 fach)