Zurück zur Küste zum Westport Union Landing State Park CG

12.10.2015

Margit hatte eine unruhige Nacht. Die Helligkeit und mein penetrantes Schnarchen haben ihr eher das Gefühl vermittelt auf einem gut beleuchteten Highway zu nächtigen.

Sie wollte sogar in ein anderes Bett umziehen, immerhin haben wir sechs davon, die wir allerdings als Ablage für Klamotten, Taschen usw. nutzen. Sie hat also erst mal ein Bett freigeräumt (wovon ich absolut nichts mitbekommen habe schließlich beansprucht das Schnarchen meinen vollen Einsatz) und mir eine Decke entzogen - auch das habe ich nicht wahr genommen. Und alles umsonst: Die Liege war so bretthart, dass Rücken und Hüften sofort Alarmstufe 3 ausgegeben haben. Wüste Beschimpfungen murmelnd hat sie wieder neben mir Quartier bezogen. Am nächsten Morgen durfte ich mir anhören, dass man mir das gesamte Womo unterm Hintern wegklauen und mich halbnackt draußen ablegen könnte, ohne dass ich was davon mitkriegen würde.

Wir fahren weiter auf der "Avenue of the Giants". Einige Meilen weiter habe ich auf der Karte eine gute Stelle gefunden zum wandern, "Stevens Grove". Allerdings finden wir ausgerechnet diesen "grove" nicht. Wir halten dann irgendwo in einer größeren Parkbucht, und laufen von hier aus los.

Urlaub 2015 USA, Denver-Yellostone-Seattle-Olympic Park-San Francisco; Sept-Okt 2015
Bild 1 Startpunkt für unsere Wanderung

Es geht immer bergauf, bis wir dann an einem Gatter stranden: Privatbesitz! Wir drehen ab und wählen lieber einen seitlich abgehenden Pfad. Könnte ja sein, dass der Besitzer zu der Sorte gehört, die erst schießen und dann fragen.

Es geht weiter, teilweise steil aufwärts. Aber heute bin ich gut drauf, der Atem geht nur etwas schneller, obwohl wir ein ganz schönes Tempo drauf haben. Ab und zu finden wir auch Kotspuren auf dem Weg, und sind uns nicht sicher, ob die von Meister Petz stammen. Das Bärenspray ist im Rucksack ja gut aufgehoben. Vielleicht reicht es im Zweifelsfall, wenn wir damit drohen es herauszuholen. Wir sind uns nicht so ganz sicher, ob wir nicht irgendwann umkehren müssen, da kommt eine Abzweigung, die wieder bergab in Richtung Straße führt. Dank Garmin, können wir die Richtung immer gut einschätzen. An der Straße laufen wir ca. 1/2 Meile zurück zu Rocky. Das war gut, hat Körper und Geist gepeppt. Immerhin waren wir fast 1,5 Stunden stramm unterwegs.

Urlaub 2015 USA, Denver-Yellostone-Seattle-Olympic Park-San Francisco; Sept-Okt 2015
Bild 7 Wanderung am Morgen immerhin 5km

Jetzt geht's weiter in Richtung Süden, wieder zurück auf die 101. Kurze Zeit später biegen wir ab auf die Küstenstraße US 1. In vielen Windungen geht es, zum Teil steil auf- und abwärts, auf einer äußerst engen Straße. Margit fährt heute und muß ganz schön kurbeln. Das geht so über fast 30 Meilen, bis wir das Meer wieder durch die Bäume schimmern sehen. Wir steuern den ersten Vista Point an und genießen die schöne Aussicht. Margit will dann ihr rechtes Knie etwas entspannen, das vom ständigen Wechsel zwischen Gas und Bremse ziemlich beansprucht ist. Daher übernehme ich jetzt. Schon nach wenigen Meilen geht es nach rechts ab zu einem State Park dem "Westport Landing State Park mit CG"

direkt auf den Klippen über dem Meer. Hier ist es toll, aus dem Fenster schauen wir direkt über die Felsen auf rauschende Wellen. Wir diskutieren noch etwas, da kommt der Campground Host und lädt zum Bleiben ein. Ok, überredet. Wir richten uns ein, da wir aber weder Strom noch Wasser haben, müssen wir Rocky nur ungefähr in die Waagrechte bringen, und die Slides ausfahren. Alles bestens, Margit gefällt es hier nicht so gut, weil sie glaubt hier nicht laufen zu können.

Wir wollen jetzt mal sehen, ob wir ans Meer können. Irgendwo muss es doch einen Abstieg durch die Klippen geben. Es scheint vergeblich; dort wo wir hinunter können, fließt ein Bach, der auch etwas tiefer ist. Kurz bevor er ins Meer fließt, wird er etwas breiter und auch flacher. Wir müssen zwar etwas klettern, um an den Rand zu kommen, aber dann wage ich es. Schuhe aus, Hose bis zu den Knien hochgekrempelt und nix wie rüber. Da der Boden hier aus Sand besteht, geht das auch ganz gut. Margit traut der Sache nicht! Die Alternative ist, hoch zur Straße zu gehen über eine recht lange Brücke den Bach zu überqueren, und dann zum Strand herunterzusteigen.

Hier unten ist es wunderschön, überall Felsen, dazwischen weicher Sand. Auf einem Felsen sitzend warte ich auf Margit, aber sie kommt nicht. Sie versucht es in der anderen Richtung und geht den Klippenpfad entlang, um hier vielleicht irgendwo einen Abstieg zu finden. Doch vergebens. Ich laufe in der Zwischenzeit am Wasser entlang, lasse mir die Füße von den Wellen umspülen, und beobachte, was es so für Getier zwischen den Felsen gibt. Sehr viele große Miesmuscheln sitzen an den Felsen, und ich überlege welche zu pflücken und zusammen mit den Spaghetti heute Abend zuzubereiten. Lasse es aber doch sein, da ich keinen Transportbehälter habe. Oben am Campground lese ich dann auf einem Schild, dass die Muscheln bis Ende Oktober giftig sind, und eine ziemlich unangenehme Krankheit auslösen können. Kann man das glauben? Da muß ich später mal nachlesen.

Nachdem ich wieder zurückgegangen bin zu der Einstiegsstelle, kommt mir Margit entgegen, sie ist dann doch noch über die Brücke gelaufen und zum Strand gekommen, nachdem sie in der anderen Richtung keinen Abstieg gefunden hat. Wir laufen noch ein bisschen herum, genießen die Wellen, das Rauschen und das tolle Wetter. Bald gehen wir dann aber wieder nach oben. Jetzt nimmt auch Margit den Weg durch den Bach, holt sich aber nasse Hosen, da ihre Beine etwas kürzer sind als meine.

Oben registriere ich uns erst mal an der Registrierungsstelle und bezahle unsere 23$ (25-2 für Senoioren). Ein junger Mann kommt dazu und wir unterhalten uns etwas; unterwegs haben wir ihn auf seinem Fahrrad überholt. Es ist Lee aus Derby in den UK, seit fünf Jahren mit dem Fahrrad rund um die Welt unterwegs. Er erzählt mir ein bisschen von seinen Stationen, und will auch hier übernachten.

Ich gehe zurück und bereite unsere Spaghetti für heute zu - ganz traditionell mit Hackfleischsosse.. Wir wollen fertig sein, bevor die Sonne untergeht, denn dieses Schauspiel wollen wir hier oben auf den Klippen auf unserem Logenplatz genießen. Als "Sundowner" muss Rotwein herhalten.

Leider haben wir in der Zwischenzeit Nachbarn bekommen, die ewig lange ihren fürchterlich lauten Generator laufen lassen. Schrecklich dieser Krach, der sogar das Meeresrauschen übertönt.

Der Sonnenuntergang ist ein märchenhaftes Erlebnis, und der spätere Sternenhimmel unbeschreiblich. Bald wird es aber kalt, und wir ziehen uns zurück ins Bett.

Urlaub 2015 USA, Denver-Yellostone-Seattle-Olympic Park-San Francisco; Sept-Okt 2015
Bild 39 Unsere Strecke von heute