Unterwegs in Toronto, heute schauen wir uns das Casa Lomo an und gehen durch China Town zum Kensington Market.

3 Tag - 22.9.2019

Heute Nacht haben wir besser geschlafen, sonntags gibt es keinen Baulärm von der Großbaustelle gegenüber. Wir hören nur das Rauschen der Klimaanlagen von den Gebäuden unter uns. Um 9:00 sind wir abmarschbereit.

 

Unser Ziel ist heute das „Casa Loma“, ein „kleines Schlösschen“, das sich „Henry Pellatt“, ein sehr einflussreicher und verdienstvoller Kanadier um 1920/30 hier gebaut hat. Hundert Zimmer für drei Personen sind ein Muss. Anscheinend konnte er aber den Hals nicht voll genug kriegen, hat sich in immer neue finanzielle Abenteuer gestürzt und ist dann Pleite gegangen. Er konnte sein Schloss nur etwa zehn Jahre genießen. Die Stadt Toronto hat irgendwann das Anwesen übernommen, da Herr Pellatt auch sehr hohe Steuerschulden hatte. Damit das Anwesen nicht verfällt, wurde es ausgebaut in eine touristische Attraktion.

 

Wir laufen los über die Elm Street nach Westen bis zur nächsten größeren Kreuzung, hier biegen wir ab in Richtung Ontariosee, bis wir zur St. Pattrick-U-Bahn Station kommen. Hier finden wir ein „Tim Horton“, einen kleinen Schnellimbiss für ein schnelles Frühstück. Wir lassen uns einen „Hamburger“ schmecken, ohne Fleisch, nur mit Käse, Ei, Tomaten etc belegt, und trinken dazu einen großen schwarzen Kaffee. Danach gibt es noch ein kleines süßes Teilchen.

Raus in die Sonne! Letzte Nacht hatte es zwar geregnet, aber jetzt ist alles wieder trocken, nur leichte Bewölkung ist noch geblieben. Über Rolltreppen geht`s hinunter zur U-Bahn. An der Schranke sitzt eine junge Dame, die uns ein Tagesticket verkauft. Klasse- hier arbeiten ja noch richtig lebendige Menschen, die uns beraten und unsere Fragen beantworten können, und sie kann noch lachen und ein bisschen flirten. Im U-Bahntunnel sind die Temperaturen tropisch. Dafür besteigen wir Minuten später ein eisgekühltes Abteil, echt gesund das Ganze. Ca. fünf Stationen weiter, an der Station Dupont, steigen wir aus. Als wir wieder an der Oberfläche sind, scheint die Sonne von einem fast wolkenlosen Himmel. Über 110 Stufen geht es hinauf zum Schlösschen auf einem Hügel und ich komme ganz schön ins Schwitzen.

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Bild 1 Blick auf Casa Loma

Wir berappen unsere 50 can$ Eintritt und ziehen zur Besichtigungstour los.

 

Der Bauherr hat sein Schloss über einen 100m langen Tunnel zunächst mit dem Weinkeller, und weiter mit den mit Mahagoniholz und spanischen Kacheln ausgestatteten Pferdeställen verbunden. Dieser Tunnel wurde zu einem gelungenen Gruselweg umgerüstet. Überall hängen Stofffetzen von der niedrigen Decke herunter und man wird ständig von irgendetwas gestreift. Dazu noch Gruselgeräusche und viele grässliche Figuren in den Ecken und Winkeln. Von Zeit zu Zeit kommt man an kleinen Ausbuchtungen vorbei, wo so einige Installationen aufgebaut sind, die an Frankensteins Gruselkabinett erinnern. Es macht Spaß hier durchzulaufen und es ist angenehm kühl hier unten. Bald sind wir an den ehemaligen Pferdeställen und einem Gewächshaus. Hier geht es nicht weiter und wir müssen zurück zum Hauptgebäude.

Wir schauen uns die 100 Räume an, die sehr schön mit alten Möbeln ausgestattet sind. In den Badezimmern sind die alten Rohre zur Kalt und Warmwasserversorgung mit den großen klobigen Armaturen der 1900er Jahre zu sehen. Direkt über dem sehr großen Duschkopf hängt ein kleiner Kronleuchter. Das ist duschen mit Stil! Wir steigen hinauf in den ersten Turm, zum Schluss über eine sehr enge eiserne Wendeltreppe, die nur Einbahnverkehr zulässt. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick auf die Skyline von Toronto, aber ansonsten gibt es hier nicht viel zu sehen. Es geht wieder hinunter und dann wieder hinauf in den zweiten Turm. Margit betrachtet das wohl als Frühsport - ich trotte halt hinterher. Bald haben wir alles gesehen, und setzen uns unten auf die Terrasse und beraten was wir jetzt machen wollen.

Wir beschließen mit der U-Bahn wieder nach Downtown zu fahren und zur Kensington-Street zu laufen, wo sich ein Künstlerviertel angesiedelt hat. Also, wieder los zur U-Bahn. Von hier aus ist es nicht mehr sehr weit zu laufen. Zuerst kommen wir noch durch Torontos Chinatown, dann sind wir in besagtem Viertel. Ganz plötzlich sind keine chinesischen Schriftzüge mehr da und immer weniger Asiaten zu Fuß unterwegs. Wir bummeln durch dieses schöne, etwas schmuddelige, alternative Wohnviertel mit vielen kleinen Lädchen, in denen „Künstlerisches“ und ausgeflippte Klamotten angeboten werden.

Irgendwie erinnert uns das an San Francisco Haight Street.

Inzwischen knurren unsere Mägen heftig und wir suchen uns ein kleines, mit bunt gemischtem Volk besetztes Gartenlokal das KOS Restaurant. Eine junge Mexikanerin weist uns einen Platz zu und wir sitzen mitten im Geschehen. Wir trinken beide ein dunkles Bier, Margit isst ein Chicken Souvlaki und ich lasse mir Fisch und Chips schmecken. Das sind zwar keine kulinarischen Highlights, aber dafür gibt`s das pralle, fröhliche Stimmengewirr und Lachen rundum kostenfrei dazu. Die junge Mexikanerin kommt mehrfach zu uns an den Tisch und wir unterhalten uns lange Sie wird zweimal weggerufen von ihren Kolleginnen, doch das passiert alles mit einem Lachen. Unseren üblichen Abschluss mit Espresso kriegen wir hier nicht. Sie bietet uns den typischen, abgestandenen Kaffee aus der Kanne an, kann aber absolut verstehen, dass wir darauf keine Lust haben. Wir zahlen unsere Zeche und verabschieden uns mit vielen guten Wünschen und herzlichen Umarmungen von der jungen Frau.

Weiter geht es zu Fuß in Richtung Hotel. Wir wollen noch ins Eaton Shopping Center, denn Margit sucht ein paar neue Turnschuhe. Ihre kleinen Zehen gleichen inzwischen prallen, roten Cocktailtomaten. Wir schlendern durch die verschiedenen Ebenen. In einem kleinen Cafe trinken wir einen Espresso. Ich warte hier, und Margit schaut sich um nach Schuhen. Sie ist bald zurück, ohne Schuhe, aber mit dick gepolsterten Wandersocken. Die Schuhe haben ihr nicht gefallen. Wir gehen zurück zum Hotel und ruhen uns etwas aus. Es ist jetzt 17:00.

 

Gegen 19:30 machen wir uns wieder auf den Weg. Da unsere Füße immer noch etwas brennen, wir sind immerhin 12 km gelaufen, gehen wir direkt neben dem Hotel ins „Bangkok Garden“. Ein leckeres tailändisches Abendessen zusammen mit einem guten Weißwein rundet den Tag ab. Espresso haben sie hier auch nicht, wir kommen langsam auf Entzug. Gegen 21:30 liegen wir hundemüde im Bett.

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Bild 33 Unsere Strecke von heute, Kartenquelle: © OpenStreetMap-Mitwirkende