Erstes großes Zwischenziel - Grand Teton Nationalpark

20.9.2015

 Erstaunlicherweise schlafen wir trotz der Höhe von 2100 m sehr gut. Bisher hatten wir ab 1200 m immer Schlafprobleme. Offenbar haben sich unsere Körper daran gewöhnt - klasse! Der morgendliche Ablauf ist jetzt schon wieder zur Routine geworden. Wir beobachten die Camper an dem Womo gegenüber, die beiden sitzen schon wieder vor ihrem Gefährt und rauchen eine Zigarette nach der anderen. Als wir gestern Abend ins Bett gingen, war der Anblick genau der Gleiche. Meine Frau macht sich fertig, und ich bereite unser Frühstück zu - Krümeltoast mit diversen Auflagen.

Der Tag verspricht wieder sehr schön zu werden, ein strahlend blauer Himmel lacht uns an. Der Wind ist zwar noch kalt, aber die Sonne schafft es bis mittags für 18/20 Grad zu sorgen. Bis jetzt haben wir es dieses Mal besser im Griff mit dem Wetter. Die saukalten Nächte stören uns nicht, solange unsere Heizung so angenehm blubbert.

Rocky wird startklar gemacht, und heute denke ich auch daran den Ölstand zu kontrollieren. Alles ist ok, die Ford Motoren sind wirklich unglaublich robust. Gegen 10:00 ziehen wir los. An der Tankstelle an der Ausfahrt kaufen wir noch Trinkwasser ein. Wir haben zwar ca. 150 l im Tank, aber das nutzen wir nicht zum Zähneputzen und kochen.

Meine Frau übernimmt heute erst mal das Fahren. Wir steuern unser erstes großes Ziel an, den "Grand Teton" Nationalpark. Wir sind gespannt, ob wir hier einen Stellplatz finden, denn es ist Sonntag, und bei diesem Traumwetter sind natürlich sehr viele Wochenendausflügler unterwegs.

Wir haben nur ca. 90 km zu fahren, teilweise über einen Pass, der ungefähr 3000 m hoch ist. Wir bewundern einige Radfahrer, die sich mit Gepäck hier heraufquälen. Es bieten sich immer wieder tolle Ausblicke auf die schneebedeckten Berge, und wir können gar nicht aufhören zu fotografieren. von der "Moran Junction" aus sind es nur wenige Meilen zur Einfahrt in den Park. Dort angekommen berappen wir 50$ für einen sieben Tage Aufenthalt im Grand Teton und Yellowstone. Die beiden Parks gehen direkt ineinander über und es gibt nur eine Straße, die hindurchführt. Wir lassen uns noch einige Karten geben und einen Rat, wo wir die besten Chancen auf einen Stellplatz haben.

Wir fahren zum "Signal Mountain Resort", dort gibt es einen größeren Campground. Hier ist wirklich die Hölle los. Viele Womos verlassen das Gelände und viele andere versuchen, einen Platz zu finden. Wir stürzen uns hinein in das Getümmel. Hier ist wieder Selfregistration, daher holen wir uns zuerst die Formulare. Dann geht die Suche los. Langsam fährt mein Weib den sehr schmalen Weg entlang, versucht dabei noch den Schlaglöchern und den über den Weg reichenden Ästen auszuweichen, und das alles mit einem 10m langen Gefährt. Rechts und links des Weges sind Stellplätze, doch die meisten sind belegt. Vor uns fährt noch ein längeres Womo und versucht dann rückwärts in einen Platz einzuparken. Wir müssen natürlich so lange warten, beobachten aber gespannt wie er zurechtkommt. Nachdem er mehrmals angesetzt hat, gibt er genervt auf. Er kommt einfach nicht um die Ecke herum, ohne sein Womo zu beschädigen. Wir fahren langsam die Runde weiter ohne Erfolg. Rechts steht dann ein junger Servicemitarbeiter des Campgrounds und wir fragen ihn, wo eventuell noch etwas frei ist. Wir sollen Platz 39 oder 52 probieren, die wären groß genug für unser Womo. Also gehen wir nochmals auf die Runde. Na prima, wir kommen zu Platz 39, das ist der Gleiche, an dem der andere vor uns gescheitert ist. Wollen wir es versuchen? Meine Frau steigt aus und weisst mich ein. Nach mühsamem Rangieren und X mal vor und zurück steht Rocky auf dem Platz, ohne dass ich einen Baum umgelegt habe oder auf dem völlig überflüssigen, im Wege stehenden Baumstumpf aufgesetzt habe. Erleichtert steige ich aus; meine Frau macht die Wasserprobe (Flächen Teller mit Wasser auf den Tisch) - alles umsonst. Hinten setzt das Fahrzeug auf einem querliegenden Baumstamm auf, und wir stehen total schräg. Aufgrund des Platzmangels zum Rangieren ist es unmöglich, Rocky annähernd waagerecht zu parken. Nein, das ist definitiv nicht unser Platz! Nummer 52 ist in der Zwischenzeit belegt, und wir verlassen unter Gemurmel unfeiner Flüche diesen Campground.

Wir fahren zum Jenny Lake, der nicht weit entfernt ist. Hier finden wir auch gleich einen schönen großen Parkplatz, ziehen die Wanderschuhe an, packen den Rucksack, präparieren den Garmin und ziehen los. Ein wunderschöner Pfad führt immer am kristallklaren Bergsee dem Leigh Lake entlang mit Blick auf die hohen schneebedeckten Gipfel dahinter, Postkartenidylle.

Urlaub 2015 USA, Denver-Yellostone-Seattle-Olympic Park-San Francisco; Sept-Okt 2015
Bild 7 Auf dem Parkplatz am Jenny Lake im Grand Teton

Überall stehen Warnschilder vor Bären und Verhaltensmaßnahmen sind beschrieben. Wir bezweifeln, dass wir im Ernstfall die Nerven hätten, langsam und ruhig rückwärts zu gehen oder uns, wenn's ganz hart kommt, auf den Boden zu legen und toter Käfer zu spielen. Vermutlich würde der Bär uns solange mit seiner zarten Tatze probehalber herumrollen, dass wir nicht mehr tot spielen müssten.

Zuerst sind noch ziemlich viele Leute unterwegs, aber bald genießen wir die einsame, sonnige Hochgebirgslandschaft fast alleine - vermutlich geifernd beobachtet von einem Dutzend Schwarzbären. Wir sind hier auf ca. 2300m, da ist bei uns die Baumgrenze schon weit überschritten. Hier laufen wir durch herrliche Nadelwälder, ab und zu springt ein Squirrel über den Weg. Wir laufen fast 7 km bis zum Ende des Sees. Dort machen wir eine längere Pause und üben, Steine im See hüpfen zu lassen. Danach müssen wir zwar den gleichen Weg zurückgehen, aber es ist so schön hier, dass uns das nicht stört.

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Bild 18 Wanderpfad am Leigh Lake entlang, hin+zurück ca. 14km

So gegen 17:00 sind wir wieder am Parkplatz. Wir sind jetzt müde, müssen allerdings noch einen Stellplatz für die Nacht suchen. Wir schauen uns die Karte an, im Nationalpark haben wir wohl kaum eine Chance. Aber gleich am Ende zwischen Teton und Yellowstone ist die "Flagg Ranch" mit einem großen Campground dabei. In den Unterlagen finden wir auch die Telefonnummer. Ich rufe an, und es ist noch Platz verfügbar. Nix, wie hin. Es sind ungefähr 24 Meilen zu fahren Richtung Norden.

Da wir morgen sowieso in den Yellowstone wollen, passt das ganz gut und liegt auf unserer Strecke. Wir kriegen einen wirklich schönen Platz, allerdings kostet er hier 76$ pro Nacht. Das ist schon heftig. Wir bleiben trotzdem, da es hier auch ein vielversprechendes Restaurant gibt. Wir entern unseren Stellplatz, schließen die Versorgungsleitungen an, und machen uns auf den Weg ins Restaurant.

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Bild 19 Plan des Stellplatzes des Headwater Campgrounds an der Flagg Ranch

Es ist sehr schön eingerichtet, das Gebäude ist aus unglaublich dicken Baumstämmen errichtet. Natürlich verputzen wir wieder ein leckeres Rib Eye Steak. Satt, ein bisschen alkoholisiert und fröhlich gehen wir wieder zurück zum Campground. Es ist verdammt dunkel und natürlich haben wir nicht daran gedacht, eine Taschenlampe einzustecken. Nach ein paar Umwegen finden wir Rocky, dem wir unbedingt beibringen müssen, in solchen Fällen irgendwie "Laut zu geben". Total müde fallen wir ins Bett.

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Bild 20 Unsere Fahrtstrecke von heute