18.9.2015
Wir haben gut geschlafen, obwohl der Wind ziemlich heftig um Rocky gepfiffen hat. Zum Frühstück gibt es heute keine Eier, ich habe keine Lust zum Backen. Wir frühstücken gemütlich und beobachten dabei ein Kaninchen, das ständig vor unserem Womo unterwegs ist und sich so gar nicht von unserer Anwesenheit beeindruckt zeigt. Die Sonne scheint, allerdings geht ein kalter Wind, macht nix. Wir fahren wieder zurück zur Landstraße und nehmen Kurs auf den Ort "Lander". Ich schätze, dass es etwas mehr als 100 Meilen sind.
Den ersten Stop legen wir ein bei einem Canyon, dem „Devils Gate“ wo ein sehr schöner Weg angelegt ist mit vielen Hinweisen darauf, was hier in der Vergangenheit geschehen ist.
Der Canyon wurde um 1850 von den Siedler Tracks durchquert. In den strengen Wintern sind hier viele Menschen ums Leben gekommen. Man spricht von mindestens 10%. Insgesamt sollen hier an die 450000 Siedler durchgezogen sein auf dem Weg in den gelobten Westen. Das erinnert uns sehr an das, was jetzt gerade in Europa passiert mit den vielen Flüchtlingen.
Es macht Spaß hier in der Sonne entlang zu laufen mit sehr schönem Blick auf die Weite der Landschaft
Einige Meilen weiter kommen wir zu den "Split Rocks".
Zwei Felsenformationen, dicht zusammen, die aussehen, als ob lauter Runde Steine übereinander geschichtet seien. Die Felsformationen sind sicher 20m hoch und es macht viel Spaß hier hinaufzuklettern. Einige etwas beleibten Gäste schauen uns kopfschüttelnd zu. Von hier oben haben wir einen wunderschönen Blick. Zwischen den Felsen turnen ganz kleine Squirrels herum.
Wir kehren zu unserem Rocky zurück und trinken unseren nachmittäglichen Espresso mit Süßen Teilchen. Kurze Zeit später erreichen wir " Lander". Hier wollen wir uns den "Sink Canyon" anschauen. Vorher checken wir aber noch in einem Campground ein, dem "Twin Pines Campground".
Platz gibt es hier noch genügend. Der Eigentümer war schon mehrfach in D, wo er seinen Sohn regelmäßig besucht, der in Kaufbeuren wohnt, und erzählt natürlich begeistert von seinen Besuchen in Germany. Meine Frau wartet draußen im Womo auf mich, und fragt mich danach, ob ich meine Ahnenreihe bis ins 17. Jahrhundert belegen musste für die Anmeldung. Zumindest habe ich aber ein paar gute Tipps zu unseren geplanten Ausflügen hier erhalten.
Wir schauen uns den Stellplatz kurz an, und fahren dann in den Ort Lander, wo es allerdings nicht viel zu sehen gibt. Aber wir entdecken ein vielversprechendes Restaurant, wo wir heute Abend Steaks essen wollen. Wir sind jetzt schon fünf Tage in den USA unterwegs und haben immer noch kein Steak gegessen - das geht gar nicht.
Wir fahren zum Sinks Canyon, wo ein kleines Flüsschen „Popo Agie River“ in einem Loch in den Felsen verschwindet, und einige 100m weiter wieder zum Vorschein kommt, allerdings sind die Wassermengen jetzt deutlich geringer.
Man hat schon versucht, den Lauf des Wassers durch die Felsen zu ergründen, no chance! Die Durchlässe sind so klein, dass kein Taucher durchkommt. Das Geheimnis bleibt gewahrt. Eine beeindruckende Landschaft hier und ein paar schöne Pfade. Pflanzen und Tierwelt sind am Rande des Weges sehr schön erklärt. Wir laufen zuerst zu dem Loch, in dem das Wasser verschwindet, und von da aus weiter zu der Stelle, wo das Wasser wieder aus dem Berg austritt. Hier hat sich ein großer Pool gebildet, wo sehr viele richtig fette Forellen unterwegs sind, die von den Besuchern hier regelmäßig gefüttert werden, auch von uns. Ein findiger Ami hat hier einen Futterautomaten aufgestellt. Vermutlich fängt er die fettesten Forellen bei Nacht und Nebel und macht noch Kohle mit dem Verkauf.
Wir machen uns auf den Rückweg nach Lander in das Restaurant, das wir vorher gesehen haben. Da es erst 17:00 ist, sind wir nicht sicher ob es schon geöffnet hat. Aber, wir haben Glück. Es macht gerade auf und wir bestellen uns gleich ein Rib Eye Steak mit gebackenen Kartoffeln. Zuvor gibt es einen Salat mit einer " Honey Mustard" Sauce, die auf der Jeans meiner Frau sehr schön zur Geltung kommt. Shit happens...
Die Steaks schmecken sehr gut, und der Käsekuchen mit Beerensauce zum Dessert ist auch prima. Am Nachbartisch lässt sich ein Ehepaar aus Italien nieder und wir unterhalten uns in einem Englisch/Italienisch/Deutsch Gemisch. Es macht Spaß ein bisschen zu schwätzen. Zurück zum Campground. Ich parke ein, alles wird angeschlossen - Schock - die beiden Slides lassen sich nicht ausfahren. Wir können machen was wir wollen, die Dinger bleiben stur. Als wir herumhantieren fällt uns auch noch der Rahmen des kleinen Dachfensters auf den Kopf. Daher kam also die Schraube, die mir heute Mittag auf den Kopf gefallen ist - nicht aus dem Kopf, wohlgemerkt. Da hat sich wohl einiges während der Fahrt auf der Wellblechpiste gelockert. Der Rahmen ist schnell wieder angeschraubt, wozu hat man denn sein Leatherman dabei. Aber das andere Problem ist noch nicht gelöst. Es gibt wohl keine andere Möglichkeit, als bei der Hotline anzurufen. Ich suche die Nummer heraus, hole alle Papiere zusammen und rufe an. Natürlich antwortet ein automatischer Anrufbeantworter, der mich bittet zu warten bis ein Gesprächspartner frei ist. Nach ca. 15 min endlosem Gedudel und immer wieder der gleichen Durchsage, kommt die Nachricht, dass niemand verfügbar ist, ich möge doch bitte eine Nachricht hinterlassen. Was ich dann auch mache. Unter einer "Hotline" stelle ich mir was anderes vor.
Danach habe ich einen Gedankenblitz. Ich schaue nach, ob die Handbremse angezogen ist. Ist sie nicht. Handbremse anziehen - und die Slides bewegen sich ohne Murren.
Beruhigt sitzen wir noch etwas zusammen, trinken einen Wein auf den Schreck, schreiben den ersten Bericht fertig und senden ihn nach good old Germany. Dann geht es ins Bett, heute ist es schon 21:30, ausgesprochen spät für uns. So langsam haben wir die Zeitumstellung verarbeitet.
E-Mail: klaus_breitenbach2002@yahoo.de