Heute besuchen wir Syrakusa und Noto

16. Tag 4.4.2016

 Heute sagen wir ciao zu Taormina und zu dem schönen Hotel. Vorher genießen wir aber noch das herrliche Frühstücksbuffet. Meine Frau packt unseren Kram zusammen, und schon kann es losgehen.

Ich bezahle unsere Zeche, Sie sorgt dafür, dass wir wieder an das Auto kommen. Unser Auto steht ganz hinten im Hof und ist komplett eingeparkt. Ein Hotelmitarbeiter fährt die anderen Autos zur Seite, und bringt uns dann unseres vor den Hoteleingang. Schnell ist alles wieder verladen. Der Hotelpage hat den Motor laufen lassen und wir fahren los. Ein letztes Mal nehme ich die kriminelle Auffahrt.

Um zwei Ecken herum stehen wir hinter einem Kleinlaster, der hier etwas ablädt in der Einbahnstraße und wir müssen warten. Ich schalte den Motor aus, wie dies ein umweltbewusster Deutscher ebenso macht. Der Laster fährt weiter. Das möchte ich auch -und die ca 20 weiteren Autofahrer hinter mir, ebenfalls. Ich versuche zu starten - niente. Im Display erhalte ich die Nachricht, dass ich den Schlüssel zum Starten brauche. Aber wo ist der Schlüssel? Mir fällt siedend heiß ein, daß den wohl noch der Hotelmitarbeiter in seiner Jackentasche hat. Hinter mir geht die Huperei los, immer mehr, lauter und wütender. Meine Frau sucht in ihrem Rucksack nach dem Ersatzschlüssel, den sie vorsichtshalber gut in Alufolie eingepackt hat, und der irgendwo in den Tiefen des Rucksacks verborgen ist. Sie gibt auf rennt zurück zum Hotel, um den Schlüssel zu holen. Unterwegs verteilt sie "sorry"" und "scusi" nach allen Seiten. Ich suche weiter und muss die aufgebrachten Italiener beruhigen, die sich um mein Auto geschart haben. Mit Gesten versuche ich klar zu machen, dass ich keinen Schlüssel habe und es nur fünf Minuten dauert, bis meine Frau wieder aus dem Hotel hier ist. Sie glauben mir nicht, denn wie bin ich, bitte schön, hierhergekommen ohne Autoschlüssel? Ich versuche erst gar nicht den Begriff "Keyless" zu erklären. Einer der Italiener schreit herum wie verrückt. Er vermutet wohl, meine Frau ist schnell noch einkaufen gegangen und ich warte hier auf sie. Als er fast ausflippt, steige ich aus und fordere ihn auf einzusteigen und weiterzufahren. Ich schiebe ihn praktisch auf den Fahrersitz, da merkt er dann anscheinend, dass die Welt nicht so einfach gestrickt ist, wie er dachte. Zum Glück kommt da gerade wieder meine Frau angehechtet, abgekämpft, schnaufend, verschwitzt; sie ist den Berg hinunter und wieder hochgerannt. Sie hat den Schlüssel... Hurra!!!! Es geht weiter und wir atmen erst mal durch. Gerade so sind wir der sizilianischen, kochenden Volksseele entkommen. Schnell auf die Autobahn und ab nach „Syrakus“, eine alte Stadt, die viel Geschichte und alte Steine verspricht. Es sind nur 117 km bis dorthin. Angekommen, steuern wir die Insel „Ortigia“ an und suchen einen Parkplatz; wir haben Glück, und ziehen los. Durch schmale Gassen, und immer mal ein Stück am Meer entlang, geht es in Richtung Castello am Ende der Insel. Leider ist hier alles geschlossen. Bauarbeiter sagen uns, dass gerade Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Dann eben nicht. In einem schmalen Gässchen entdecken wir ein schnuckeliges, kleines Lokal die Osteria da Mariano, wo wir uns niederlassen und bei Antipasto und Weißwein die Enttäuschung schnell verarbeiten.

 

 

Wir schauen uns noch den Dom an, alle anderen Kirchen, die wir sehen, sind geschlossen. Die Suche nach dem Apollo Tempel geben wir bald auf, da wir keinerlei Hinweise darauf finden.

Unser Auto steht auf einem der seltenen, kostenfreien Parkplätze und erwartet uns schön aufgeheizt zur Weiterfahrt. Zuerst fahren wir noch zu den archäologischen Ausgrabungsstätten, die aber leider heute auch geschlossen sind.

Also, weiter zu unserem nächsten Zielort, „Noto“, 40km weiter. Eine Bleibe haben wir uns herausgesucht in der Nähe von „Noto Antico“, eine Stadt die komplett im 16ten Jahrhundert von einem Erdbeben zerstört wurde. Diese Stadt wurde rund 20km weiter wieder aufgebaut und die Ruinen hat man halt dem Verfall überlassen. Die wollen wir uns natürlich ansehen. Über enge Straßen geht es bis dorthin, und wir fahren praktisch an den alten Stadttrümmern entlang. Wir steuern zuerst die Unterkunft an "Agritourismo Borgo Alveria". Als wir vor dem Eisengitter stehen scheint niemand da zu sein. Lediglich die Hunde hinter dem Gitter kündigen an, dass da jemand ist. Wir wollen schon weiterziehen, da kommt eine Frau, die uns hineinbittet. Es ist wohl auch etwas frei von den 12 Zimmern, aber die Dame muss auf den Patrone warten. In der Zwischenzeit freunden wir uns mit den Hunden an, die uns gar nicht mehr weglassen wollen. Die Dame zeigt uns die Anlage, die einen tollen Eindruck macht mit den alten Gebäuden und den liebevoll arrangierten Blumen und Pflanzen.

Sie zeigt uns auch das Zimmer, das noch frei wäre, bittet uns aber, auf den Patrone zu warten. Bald ist er da, und wir beziehen das Zimmer. Es ist praktisch in die uralten dicken Mauern eingebaut und beeindruckend groß. Das Badezimmer, das zusätzlich in den Raum eingebaut wurde, hat eine Glasdecke, und ist mit einer Hochsicherheitsstahl-Schiebetür versehen. Sowas haben wir noch nie gesehen. Dafür ist die Dusche aber wieder ohne Duschwanne mit Ablauf direkt im Natursteinboden. Es gibt ein kleines, aber störendes Manko: Die alten Mauern speichern Kälte und Feuchtigkeit und geben beides erfolgreich an das schöne, große Bett ab. Auch verströmen sie einen modrigen Geruch. Das Bettzeug fühlt sich klamm und feucht an. Wir werfen gleich die Heizung an, aber die Feuchtigkeit ist aus den Betten nicht herauszukriegen. Zusammen mit dem modrigen Geruch, ergibt sich ein gewisses „Gruftgefühl".

Direkt gegenüber sind Reste der alten Stadt zu sehen. Zwar ist der Zugang hier verboten, aber es ist weit und breit niemand zu sehen, der uns daran hindern würde. Wir stromern durch die alten Ruinen, die natürlich total zugewachsen sind. Wir setzen uns auf die sonnengewärmten Steine, genießen die Natur, das Brummen der vielen Bienen um uns herum, die Eidechsen huschen über die Felsen und die Vögel singen. Ein herrlich friedlicher Ort.

Bald gehen wir zurück, denn ab 20:00 ist das Restaurant geöffnet. Es schmeckt mal wieder ausgezeichnet und der Wein ist vortrefflich. Dann ziehen wir uns zurück und hüllen uns in unsere feuchten Tücher. Meine Frau findet das gar nicht toll und meint, eine weitere teure Nacht in einer Gruft käme für sie nicht in Frage - no way. nie wieder Agritourismo!