Von Gardiner zum Lamar Valley, Übernachtung in der Lullu Road

23.9.2015

Gestern Abend dachten wir noch, es ist recht warm hier, da springt die Heizung nicht so oft an. Wenn wir keinen Stromanschluss haben, haben wir immer noch etwas Bedenken, daß am Morgen die Batterie leer ist. Gegen Morgen sind wir beide aufgewacht, weil die Heizung praktisch dauernd gelaufen ist. Kein Wunder das Fenster hat über Nacht aufgestanden. Macht nichts, wir haben trotzdem gut geschlafen und die Batterie war auch nicht leer.

Wir machen uns fertig, frühstücken gemütlich und dann rufe ich nochmals bei der "Hotline" an. Ich informiere dort über den defekten Spiegel, und der Mensch schlägt mir vor, wir sollen doch einen Spiegel kaufen, und diesen einkleben. Auf die Idee sind wir schon lange gekommen! Eine Servicewerkstatt wäre nicht in der Nähe, wenn wir also nicht in eine Stadt kommen mit Apollo Vertragswerkstatt, sollen wir es doch einfach so lassen. Ich schildere ihm noch die Situation mit dem Chinesen und er fängt an zu lachen. Das kommt anscheinend des Öfteren vor. Ich erkläre ihm, dass ich die fotografierten Unterlagen an Apollo schicken werde. Na gut, meint er. Habe ich dann später auch nie gemacht, da sich sowieso niemand dafür interessierte. Zur Frage der Hotline-Erreichbarkeit meint er, dass die Leitung nur während den Wochentagen von 8:00 bis 18:00 besetzt sei. So viel zum Thema HOTLINE.

Ok, wir sind zufrieden, dass wir die Geschichte gemeldet haben und machen uns wieder auf die Piste. Wir müssen jetzt erst mal einkaufen gehen, da einiges an Lebensmitteln ausgegangen ist. Gleich am Ortseingang von Gardiner finden wir einen Laden, der auch ganz gut mit frischen Lebensmitteln bestückt ist. Wir finden hier sogar einen Handspiegel, der echt gut in die leere Aussparung passt. Den Griff säge ich mit meinem Leatherman ab, und dann wird er eingeklebt. Passt wunderbar, ein guter Spiegelersatz.

Wir fahren jetzt zurück in den Yellowstone. Heute wollen wir ins Lamar Valley, wo es laut dem Buch, das wir beide gelesen hatten, die meisten Wölfe geben soll. Wir wissen, dass unsere Chancen sehr beschränkt sind, aber wir wollen es auf jeden Fall versuchen.

An einem Parkplatz, von dem aus ein Trail in das Tal abgeht, halten wir an und machen uns wanderfertig.

Urlaub 2015 USA, Denver-Yellostone-Seattle-Olympic Park-San Francisco; Sept-Okt 2015
Bild 1 Bisonherde im Lamar Valley

Da dies hier eine Ebene ist, rechnen wir nicht mit großen Steigungen. Allerdings haben wir übersehen, dass wir zuerst den Lamar Fluss überqueren müssen. Der ist nicht gerade klein und hat auch noch eine kräftige Strömung. Nicht umsonst stehen hier einige Fliegenfischer herum. Zum Schuhe ausziehen und durchwaten haben wir keine Lust, das Wasser ist garantiert saukalt. Wir laufen also eine Strecke am Fluss entlang und suchen vergeblich einen Übergang. Nach einiger Zeit geben wir genervt auf, gehen zurück zur Straße und zum Womo.

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Bild 5 Wanderung immer am Lamar River entlang

Wir beschließen, zuerst mal zum Nord-Ost Ausgang zu fahren und dort einen Campground zu suchen. Gesagt getan. Wir kommen zuerst nach "Silver-Gate", ein fünf-Häuser-Ort, und dann nach "Cooke City". Hier ist etwas mehr los, und es gibt auch ein Visitor Center. Die nette Dame gibt uns jede Menge Material zu Montana, und empfiehlt uns "dispersed camping" zu nutzen in der Lullu Road, die ziemlich lang ist, und direkt in die Berge führt. Ob das hier die "sündige Meile" ist - bei diesem Namen, aber egal es kostet auf jeden Fall nix.

Die Straße soll in etwa zwei Meilen außerhalb des Ortes beginnen und nach links abgehen. Wir haben dort zwar wieder keinen Anschluss, aber eine Nacht werden wir das noch schaffen. Die Batterie ist wieder geladen, der Frischwassertank ist noch halbvoll, und in den dump- Tanks ist auch noch Platz für unser Abwasser. Eine Restaurantempfehlungen erhalten wir auch.

Wir fahren jetzt erstmal zurück in den Yellowstone Park, suchen uns ein Plätzchen mit einem schönen Blick auf das Tal, und beobachten das Geschehen. Wir stellen die Campingstühle raus und harren in der Sonne, der Dinge, die hoffentlich geschehen mögen: Das Erscheinen von Wölfen, Bären, Elchen, Bisons, Coyoten.... Langsam versinkt die Sonne hinter den Bergen, aber außer Streifenhörnchen lässt sich nix blicken. Im Wald hinter uns finden wir unverkennbar Bisonspuren, aber das war's auch. 

Wir machen noch einen kleinen Spaziergang in den Wald, dann geben wir auf. Wir wollen auch nicht bei absoluter Dunkelheit in der Lullu Straße nach einem Stellplatz suchen.

Also, fahren wir zurück in den Ort, und lassen uns in einem Restaurant nieder. Als Spezialität gibt es heute Beefribs. Mit einem lokalen Bier zusammen, lassen wir uns die schmecken. Dann geht's in die Lullu Road.

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Bild 13 Am Visitor Center in Cooke City

Natürlich ist die Straße absolut naturbelassen, sprich ein Schlagloch reiht sich an das Andere. Es klirrt und scheppert im Womo, was das Zeug hält, aber es bleibt alles ganz. Bald haben wir einen geeigneten Platz zum Bleiben gefunden mit einem schönen Blick in das Tal und direkt an einem Wäldchen. Eigentlich sehr schön. Es dauert noch etwas, bis Rocky gerade steht. Kaum sind wir fertig, kommen noch zwei weitere Womos, die auch hier stehen bleiben wollen, Platz ist ja genug. Meine Frau ist stinksauer, will dann weiterfahren und ist traurig. Sie hatte die große Hoffnung auf mancherlei Getier in der Dämmerung und späteres Sterne gucken in absoluter Ruhe.

Stattdessen kommen zwei Familien aus Israel mit fünf stimmgewaltigen Kindern. Im Umkreis von fünf Meilen ist garantiert jedes Tier verschwunden. Klar, halte ich mit denen ein Schwätzchen, und es stellt sich heraus, dass wir in Israel gemeinsame Bekannte haben. Da die beiden Familienväter (Brüder) auch aus der Softwarebranche kommen, ist das nicht verwunderlich.

Ich setze mich mit den beiden noch etwas ans Lagerfeuer, und wir reden über Israel und die gemeinsamen Bekannten, während mein Weib im Womo liest und vor lauter Frust nicht herauskommt. Gegen 22.30h wird es endlich ruhiger draußen. So laut war es bisher noch auf keinem Campground.

Irgendwie war das heute ein vermurkster Tag. Aber das kommt halt auch mal vor.

 

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Bild 14 Unsere Strecke von heute