Dienstag, 15.5.2018
In dieser absoluten Ruhe haben wir herrlich geschlafen. Zusammen mit zwei weiteren Gästen aus Holland lassen wir uns beim Frühstück verwöhnen mit Eiern, Käse, Schinken, Baguette und Crossaintes. Unsere Gastgeberin gibt alles. Wir erfahren, dass ihr Mann geführte Wattwanderungen hinüber nach Mont-Saint-Michel macht. Man geht barfuß und es kann sein, dass das Wasser bis zu den Oberschenkeln reicht. Danke, nein! Das ist uns dann doch zu kalt, denn ein eiskalter Wind pfeift uns schon hier heftig um die Ohren. Wie es auf dem offenen Meer ist, wollen wir gar nicht wissen.
Wir beschließen also, ganz normal über die Brücke zum Mont-Saint-Michel zu gelangen. Bis dorthin sind es nur ca. 30 km. Angekommen, steht uns ein riesiger PKW Parkplatz, höchstens zu 10% belegt, zur Verfügung. Wunderbar, keine Tourimassen. Wir laufen erst mal zum Visitor Center und dann weiter zur Brücke. Wir könnten auch mit dem kostenlosen Shuttle Bus fahren, aber wir möchten gerne laufen. Vom Parkplatz bis zu St. Michel sind es ca. 3 km. Von der Brücke aus kann man sehr schön das Watt beobachten, und der St. Michel wird vor uns immer größer. Eiskalter Wind dringt durch die Fleecejacken und eisern stemmen wir uns dagegen.
Zwischen den Mauern ist es dann wesentlich angenehmer. Hier ist schon einiges los, aber nicht unangenehm.
Wir bezahlen gleich die Besichtigung der Abteikirche und der zugehörigen Gebäude. Dann schlendern wir langsam den engen Weg durch den Ort hinauf. Soweit wir das beurteilen können, besteht der Ort nur aus allen möglichen Touristen-Lokalen und Läden. Bald geht es über Treppen nach oben, und ich komme ganz schön ins Schnaufen. Unterwegs legen wir immer mal wieder einen Photostop ein und besuchen die kleine Kapelle unterhalb der eigentlichen Abtei. Am Eingang zur Abtei besorgen wir uns noch Audioguides, denn zu den einzelnen Stätten gibt es keine Erklärungen.
Endlich sind wir dann ganz oben und bewundern die Aussicht auf die Bucht. In der Abteikirche wird gerade eine Messe gelesen, da können wir nicht so frei herumlaufen und fotografieren. Die Berichte zu den einzelnen Räumen vom Audioguide sind alle recht lang, aber sehr gut verständlich, daher hören wir uns die auch alle an. Fast in allen Räumen gibt es Sitzgelegenheiten, das ist wirklich sehr angenehm, denn es geht über viele Treppen immer wieder auf und ab. Nach einiger Zeit habe ich komplett die Orientierung verloren. Macht nichts, hier kann man sowieso nur den Zeichen folgen. In vielen Räumen gibt es mehrere verschlossene Türen, es wäre sicher interessant hier mal in Gefilde vorzustoßen, in die keine Touris kommen.
Sehr schön ist der Kreuzgang, allerdings stellt sich hier in den Räumen leider nicht die Atmosphäre ein, wie wir sie schon an vielen anderen historischen Orten erlebt haben.
Etwas müde und durchgefroren kommen wir dann aber zum Ende und lassen uns draußen von der Sonne wieder auftauen.
Eigentlich wollten wir hier noch irgendwo eine Kleinigkeit essen, aber die Preise sind echt verrückt hoch, und soo hungrig sind wir auch wieder nicht. Also geht es wieder aus der Anlage hinaus. Auf der Brücke wartet ein Shuttle Bus, der uns zurück zum Parkplatz bringt. 11€ Parkgebühren , das ist billiger als in Frankfurt.
Los geht’s aus der Anlage heraus. Da entdecken wir auch gleich ein Hinweisschild auf den Soldatenfriedhof Mont d’Huisnes. Den wollen wir uns anschauen. In einem großen Rundbau sind laut Infotafel ca. 11000 Soldaten in Urnengräbern bestattet, jedes mit Namen versehen Alter und Dienstgrad im Krieg, soweit diese Infos vorhanden waren. Ansonsten steht da nur: „Ein deutscher Soldat“. Alles ist sehr gut gepflegt. Hier kommen sowohl Franzosen und Deutsche als auch Menschen anderer Nationalität vorbei und gedenken der Toten und der Sinnlosigkeit dieser elenden Kriege.
Wir fahren weiter in die nächste größere Stadt, nach „ Avranches“. Wir essen eine Kleinigkeit in einer Bäckerei mit einem guten Espresso dazu. Hier sind die Preise wieder ok, sogar eher niedriger als bei uns. Gerade um die Ecke ist das Museum Scripterium, in dem die alten Schriften ausgestellt sind, die man In St. Michel gefunden hat. Abgerundet wird die Ausstellung noch mit den Malereien von großen Malern, in deren Werke irgendwie St. Michel gezeigt wird. Das geht von Monet über Picasso, aber auch Comic Werke von Lichtenstein sind hier ausgestellt.
Besonders beeindruckt hat uns der gesamte Prozess der Wiederherstellung der Bücher der hier wunderbar erklärt wird. Angefangen mit der Papierherstellung, der Bindung der Bücher, den Ledereinbänden, bis hin zu den Schreib-und Maltechniken, sowie der Herstellung der Tinten in den verschiedenen Farben. Der Audioguide erklärt das wirklich sehr gut. Das Museum ist empfehlenswert. Kurz bevor es geschlossen wird, sind wir durch.
Wir machen uns jetzt auf den Heimweg, kaufen noch ein paar Lebensmittel unterwegs ein, und lassen uns dann unser Abendessen gemütlich im Bett schmecken.
E-Mail: klaus_breitenbach2002@yahoo.de