26.9.2015
Wir hatten heute Nacht fast Vollmond und haben beide nicht so gut geschlafen, obwohl es sehr ruhig war. Wir machen uns in Ruhe fertig, frühstücken und packen noch das ganze Feuerholz ein, das uns die Kinder gebracht hatten. Als wir abfahren, stehen die Kindern mit ihren Großeltern da und winken. Wir bedanken uns nochmal und sagen den Großeltern, was sie für tolle Enkelkinder haben.
Als nächstes Ziel haben wir "Missoula" ausgewählt, eine etwas größere Stadt in Montana. Hier wollen wir als erstes das RV Center Bretz ansteuern, wo wir angeblich einen neuen Spiegel erhalten können. Wir fahren weiter über die 1 in Montana nach „Phillipsburg" und von da aus weiter auf die Interstate 90 nach Missoula. Unser Navi lotst uns korrekt zum Bretz RV Center.
Hier stehen tolle Fahrzeuge herum, wirklich "Häuser auf Rädern"; dagegen ist unser Rocky ein Zwerg. Sie bieten alles - oder fast alles, denn einen Spiegel haben sie nicht für uns, der müsste erst bestellt werden. Wir haben keine Lust hier zu warten, inzwischen haben wir uns gut an unsere "Kosmetikspiegellösung" gewöhnt und werden dabei bleiben bis wir unseren Rocky wieder abgeben. Wir füllen vorsichtshalber unseren Gastank noch auf, die kalten Nächte verbrauchen reichlich Gas, und die Gasstandsanzeige funktioniert auch nicht so richtig. Sieben Gallonen für nur sechs Dollar - so günstig hätten wir das Benzin auch gerne.
Wir fahren zurück in die Stadt und finden hier einen wirklich guten Lebensmittelmarkt, "Rosauers", der erstklassige, frische Produkte bietet, eine großartige Salattheke und sogar richtiges, knuspriges Baguette. Klar, was es heute zum Abendessen gibt.
Von hier geht es jetzt weiter auf der 200 nach Westen, immer am "Flathead River" entlang. Eine absolut sehenswerte, abwechslungsreiche Landschaft. In "Plaines" müssen wir mal wieder auftanken, Rocky ist ein echter Schluckspecht. Aber dafür kämpft er sich auch tapfer jeden Pass hinauf und meckert auch nicht über grässliche Buckelpisten, die ihn schier zu zerreißen drohen.
Campgrounds gibt es hier leider keine, das ist Indianderland und sie entscheiden selbst, was hier geschieht. Sie bevorzugen wohl Casinos.
Wir müssen ein ganzes Stück fahren bis zum nächsten Campground. Leider ist in "Tower Falls" alles besetzt. Also, weiter nach "Trout Creek", wo wir dann einen sehr schönen privaten Platz finden mit Full Hook up.
Beim Registrieren hat die nette Dame etwas mit ihren drei kleinen Enkeln zu kämpfen, die sie ständig zum Abendessen holen wollen. Also, schnell bezahlen und unseren Platz 12 ansteuern. Wir koppeln uns an, und dann hören wir die "American Railway", die unüberhörbar mit sehr, sehr vielen Waggons und rund zehnmal Signal geben in der Nähe am Campground vorbeifährt. Unterwegs haben wir schon viele dieser Güterzüge gesehen und geschätzt, dass zwischen 100 und 150 Waggons an vier Zugloks und einer Schiebelok angekoppelt sind. Die Signalhörner und das Rattern der Waggons werden uns wohl durch die Nacht begleiten.
Auf dem Nachbarplatz hat sich ein junger Mann aus der Schweiz mit seinem Zelt niedergelassen. Er ist mit dem Fahrrad von Alaska bis nach Feuerland unterwegs, und nimmt sich dafür zwei Jahre Zeit. In Alaska ist er in diesem Jahr im Juni aufgebrochen, und will jetzt weiter nach Süden, damit er den Winter durchs sonnige Kalifornien und Mexiko radeln kann. Ich lade ihn ein zu einem Glas Wein, aber er ist zu müde und will schnell schlafen gehen.
Wir lassen uns die guten Salate mit einem hervorragenden Rotwein und Baguette schmecken. Meine Frau dreht noch eine Runde um den Platz, freundet sich mit einer Katze an, die uns dann ständig um die Beine schnurrt; ich mache unser Lagerfeuer an und wir machen es uns am Feuer gemütlich. Ich mit meiner Pfeife, mein Weib mit ihrem Buch und der Katze auf dem Schoß. Als das Holz heruntergebrannt ist, ziehen wir uns in unser Schlafgemach zurück und stellen uns auf eine Railway-Nacht ein.
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