17.10.2015
Wir haben beide hervorragend geschlafen. Kein Knie im Rücken, kein Gemurre dass ich die Decke ständig wegziehe und hemmungsloses Ausbreiten über das ganze Kingsize-Bett. Einzelbetten sind nach vier Wochen Wohnmobil durchaus empfehlenswert für den Ehefrieden. Wir machen uns auf zum Frühstücksraum, um klebrige Toasts auf Plastiktellern mit Plastikbesteck zu genießen, passend zum Tee/Kaffee aus Plastikbechern. Der Kaffee steht offenbar schon etwas länger geduldig herum und schmeckt entsprechend. Vor allen Dingen aber entzückt uns das gerade laufende Footballspiel auf einem Großbildschirm. Also, das braucht man einfach bei einem kultivierten Plastik-Frühstück. Erwähnte ich schon, dass die vorgeformten, gebackenen Eier auch aussehen wie aus Plastik und geschmacklich ihrem Aussehen sehr nahe kommen? Da war unser Womo Frühstück doch um Klassen besser und gemütlicher!
Wir entern unseren weißen Hyundai und fahren um die Bay herum. Zuerst wollen wir nach "Tiburon". Das Fahren im PKW ist schon wesentlich entspannter. Allerdings gehen wir bei den ersten Bremsmanövern fast durch die Windschutzscheibe. Bei Rocky mussten wir richtig drauftreten, das empfiehlt sich bei unserer Reisschüssel absolut nicht.
Leider ist es heute morgen etwas diesig, und als wir in Tiburon aussteigen, nieselt es. Der Nebel hebt sich aber im Laufe des Vormittags und wir genießen wieder die Sonne. Der Ort und die kleine Halbinsel sind richtig idyllisch. Unglaublich viele Radfahrer sind unterwegs auf der schmalen Straße, die rund um die Halbinsel führt. Das ist schon mit dem PKW eine Herausforderung, mit Womo wäre es unmöglich. Der Ort selbst ist recht geruhsam und hat nur einen winzigen Stadtkern mit ein paar hübschen Läden.
Beim Umrunden der Halbinsel entdecken wir einige tolle Häuser und können uns durchaus ein Leben hier vorstellen, so mit eigenem Bootssteg und Boot direkt vor der Hintertür und herrlichem Blick auf San Francisco. Wir gucken uns ein paar ausgehängte Immobilienangebote an und ändern unsere Meinung: Das günstigste Angebot liegt bei 11 Millionen Dollar? Nö, dann reicht die Kohle ja nicht mehr fürs Boot, lassen wir's halt. Hessen ist eh viel schöner.
Als nächstes steuern wir Sausolito an, das nur wenige Meilen entfernt liegt. Hier ist schon einiges mehr los. Toll finden wir die Hausboote, die ganz individuell gestaltet sind. Echte Hingucker sind dabei und alles ist üppig mit Blumenkübeln und Pflanzen bestückt. Dumm nur, dass auch diese Hausboote nur für einstellige Millionenbeträge zu haben sind. Das müssen echte Edelhippies sein hier.
Zum Hafenbereich von Sausolito ist es nicht weit und wir bummeln durch die Gassen. Hier ist richtig was los und die Kneipen und kleinen Bars sind voll. Uns zieht es zu einem Restaurant mit direktem Rundum-Blick auf das Meer. Das Essen ist lecker und hier ist richtig Kultur und Geschmack angesagt beim Ambiente.
Danach geht es noch ein paar Meilen weiter bis fast unter die Golden Gate Brücke. Ein herrlicher Blick auf die Bucht und The Bridge! Gerade versammelt sich eine Hochzeitsgesellschaft am Kai. Einer der Gäste erzählt uns, dass das ein sehr beliebter Ort für Hochzeiten ist wegen der romantischen Umgebung.
Unser nächstes Ziel ist die Brücke selbst. Wir laufen knapp die Hälfte der Golden Gate ab und erleben ein großartiges Panorama.
Als letztes Ziel für heute haben wir die Gegend ausgesucht, in der das Hippieleben in den 60er Jahren begonnen hat. Hier liegen immer noch viele Jugendliche, aber auch viele Penner im Park herum. Es sieht eher nach Armut und Drogenhalbleichen aus als nach Love and Pease. So ganz wohl fühlen wir uns hier nicht.
Ein Bummel durch die Haight Street mit den vielen kleinen skurrilen Läden entschädigt dann aber dafür. Aber auch hier sind reichlich Althippies unterwegs, die den Absprung nicht geschafft haben und jetzt arm dran sind.
Wir bleiben lieber Spießer und holen uns einen guten Rotwein, Käse und Walnussbrot im dortigen Biomarkt, und machen uns auf den Heimweg. Im Hotel verputzen wir -gemütlich die kurzgelaufenen Beine und "runden" Füße auf dem Bett ausgestreckt - unser Abendessen.
E-Mail: klaus_breitenbach2002@yahoo.de