Wir besuchen San Giovanni di Rotondo

24. Tag 12.4.2016

 

Es ist wunderbar ruhig hier, das Bett breit und bequem - beste Voraussetzungen für ungestörten Schlaf. Das Frühstück ist in etwa so, wie das Essen am Abend, am besten ist das frische Brot, den Rest kann man getrost vergessen. Zwar ist die offizielle Frühstückszeit bis 9.30h, aber wenn um 9h die Käse-Wurstplatte leer ist, gibt's keinen Nachschub. Butter und abgepackte Marmelade und Dosenobst stehen dann noch zur Auswahl. Nein, wir wollen nicht ungerecht sein, frische, gefüllte Croissants stehen auch noch zur Verfügung. Und wer sich besonders verwöhnen möchte, kann ja von dem Kuchen nehmen, dem man ansieht, dass er die taufrischen Tage hinter sich gelassen hat.

 

Irgendwie haben die Leute hier schon Probleme ein Hotel ordentlich zu führen. Die Zimmer, das Ambiente und das Personal sind top. Aber, alles was mit Essen zu tun hat, ist sehr niedriges Niveau. Beim Frühstück treffen wir wieder das Paar, das wir abends kurz gesehen hatten, und die uns irgendwie auf Anhieb sympathisch waren. Wir wechseln ein paar Worte und erfahren, dass sie aus Norwegen, und er aus Dänemark kommt.

 

Heute fahren wir nach „San Giovanni Rotondo“, die Stadt von Pater Pio. Es findet sich ein Parkplatz in der Nähe der Pater Pio-Kirche, und natürlich auch ein junger Mann, der gegen eine kleine Spende sehr gerne aufs Auto aufpasst. Die Kirche selbst ist der Hammer. Im ersten Moment stehen wir mit offenem Mund da und wissen nicht, ob sie schön oder grauslich ist. Ein total vergoldeter Himmel und Glitzer-Glatzer überall. Einzeln betrachtet sind die wandhohen, farbenfrohen Mosaiken rundum wunderschön, die Glasfenster geschmackvoll und die Architektur außergewöhnlich und sehr modern. Alles zusammen erschlägt erst mal.

Ob das im Sinne des verstorbenen Paters ist, wagen wir zu bezweifeln. Wir holen uns eine Infobroschüre zu dem Pater, denn eigentlich sagt uns der Name gar nichts. Aber die protzige Wallfahrtsstätte muss ja einen Hintergrund haben. Pater Pio war 50 Jahre seines Lebens mit den „Stigmata "geschlagen und ein Priester, der nur und ausschließlich für seine Schäfchen da war. Tag für Tag hat er bis zu 15 Stunden den Pilgern aus aller Welt die Beichte abgenommen, die Messe zelebriert und geschrieben. Schlaf hatte er scheinbar nicht nötig. Lassen wir das mal so stehen.

 

Fürchterlich ist, dass wieder massenhaft Kitsch überall verkauft wird, bis hin zu den geschmacklosesten Plastikfiguren. In der Kirche selbst ist der 1968 gestorbene Pater aufgebahrt in einer kleinen Gruft, an der die Menschen vorbeigeleitet werden. Es ist eindrucksvoll, wie hingebungsvoll die Menschen daran glauben, dass allein das Berühren der Glasscheibe, hinter der der Pater aufgebahrt ist, Segen bringt. Wir lassen die Atmosphäre einige Zeit auf uns einwirken. Bald haben wir aber genug gesehen und machen uns auf den Weg zurück.

 

Bei „Matinata“ will ich versuchen ein kleines Restaurant zu finden, das ich vor zwei Jahren schon mal besucht hatte. Wir fahren 40 km, finden es auch wieder, aber leider hat es noch geschlossen. Es ist wohl noch zu früh im Jahr.

 

In Matinata finden wir ein geöffnetes Restaurant, aber - sagen wir mal so - zumindest waren die Spaghetti al dente. Das vergessen wir besser schnell wieder. Wir fahren zurück ins Hotel, faulenzen eine kurze Zeit, und ziehen wieder los in den Ort. Wir bummeln quer durch den Ort, und suchen unser Restaurant für heute Abend. Dabei begegnet uns die skandinavische Paarfraktion, ebenfalls auf Restaurantsuche. Spontan entscheiden wir, zusammen essen zu gehen in der kleinen Osteria del Corso, die ich von vor zwei Jahren in guter Erinnerung habe. Es wird ein richtig lustiger Abend mit Line und Willi. Das Essen schmeckt, der Wein auch, und der Wirt hier ist extrem sympathisch. Er reserviert gleich wieder einen Tisch für uns für den kommenden Abend für 20:00. Irgendwann schwanken wir gemeinsam zurück zum Hotel und fallen - nicht gemeinsam - ins Bett.