Besichtigung Agrigento und Fahrt nach Messina

19. Tag 8.4.2016
Wir haben ganz gut geschlafen, obwohl der Wind die ganze Nacht ums Gebäude gepfiffen hat. Ein Kater war auch wieder unterwegs und wir haben sein Kampfgeschrei ab und zu vernommen.
Wir hoffen, dass das Wetter etwas besser wird, denn bei diesem Sturm durch das Tal der Tempel zu wandern ist nicht so reizvoll. Wir frühstücken, zahlen unsere Zeche und auf geht's. Die besterhaltene Tempelanlage Italiens wartet auf uns. Agrigento! In fünf Minuten sind wir da, Parkmöglichkeiten gibt es genügend und es kann losgehen. Wir ziehen unsere Regenklamotten an, denn es fängt bereits an zu tröpfeln. Glücklicherweise treibt der stürmische Wind die Regenwolken schnell weiter.

Sizilien 2016, Umfangreiche Kontrolle am Eingang zur Tempelanlage von Agrigento
Umfangreiche Kontrolle am Eingang zur Tempelanlage von Agrigento

Eine sehr schöne, weitläufige Anlage erwartet uns. Meine Frau frönt ihrer Leidenschaft und turnt  zwischen den alten Steinen herum, aber auch für mich ist das Ganze sehr beeindruckend.

Insgesamt sind es drei Tempel, die hier besichtigt werden können. Außerdem große Teile der alten Stadt und viele Grabhöhlen. Alles ist sehr gut hergerichtet und sogar mit Info-Tafeln in Englisch versehen. Die Sonne kommt wieder und macht das Umherstreifen hier noch angenehmer. Unterwegs treffen wir wieder die japanische Familie, die wir gestern kennengelernt haben, tauschen ein paar Nettigkeiten aus und ziehen weiter.

Zurück zum Auto. Heute wollen wir noch bis „Messina“ und versuchen eine Fähre aufs Festland zu bekommen. Entfernung ca. 250 km, den ersten Teil übernehme ich. An einer Raststätte legen wir einen Stopp ein, essen eine Kleinigkeit und meine Frau übernimmt jetzt bis nach Messina, direkt zur Auffahrt auf die Fähre. Hier ist nichts los, ich frage mich durch, und erhalte die Auskunft, dass wir mit einer Fähre um 17:10 übersetzen können. Komisch, wir dachten eigentlich es gibt einen Fahrplan hier, aber offenbar werden die Fähren nach Bedarf eingesetzt. Wir sind die Einzigen mit PKW hier weit und breit. Der gute Mann, mit dem ich gesprochen hatte, verspricht mir zu sagen, wann wir an einer der Rampen auffahren können. Nach einer 1/2 Stunde winkt er uns heran. Wir zeigen ihm nochmal unsere Tickets und es geht über eine schmale Rampe, die irgendwie an eine Achterbahn erinnert, nach oben. Seltsam, wir stehen doch sonst im Bauch des Schiffes und es geht eher nach unten. Die Rampe wurde wohl schon länger nicht mehr befahren. Dreck liegt überall herum, Grasbüschel liefern den Naturtouch und meine Frau tastet sich mit unserem Adlon (so heißt das gute fahrbare Stück) langsam vorwärts. Jetzt noch eine enge 90 Grad Kurve, an der man zweimal vor und zurück stoßen muss bis es passt, dann stehen wir auf einer kleinen Brücke, die auf ein riesiges Schiff führt. Der Seniore, der uns hier einweist, schaut sich das genau an. Nein, das passt noch nicht. Das Blech, das von der Brücke aus auf dem Schiff aufliegt, hat noch einen zu großen Knick in der Mitte. Beim darüber fahren würden wir mit dem Autoboden aufsetzen. Er zeigt uns an, wir sollen abwarten und stehen bleiben auf der schwankenden Brücke. Ich steige aus, meine Frau bleibt hinterm Steuer. Der gute Mann zeigt mir, dass gerade ein kompletter Zug in den Schiffsbauch einfährt. Durch das Gewicht des Zuges und seiner Position im Schiffsbauch, wird sich die Schiffsposition noch so verändern, dass der Knick in der Mitte der Brücke kleiner wird. Wir sollen nur Geduld haben. Mehrmals fordert er meine Frau auf einen neuen Versuch zu machen, aber es reicht noch nicht. Schließlich, irgendwann klappt es und ich kann von außen beobachten, wie ein kleiner Luftspalt zum Fahrzeugboden bleibt. Piano und zentimeterweise auffahren - yes, geschafft. Wir haben einen Parkplatz auf dem Autodeck, das so groß ist wie zwei Fußballfelder, nur für uns alleine. Es dauert noch etwa 30 Minuten, bis der Zug ordentlich verstaut ist und die Fähre rückwärts aus dem Hafen heraus stampft und schließlich wendet. Jetzt geht es zügig auf die andere Seite rüber. Schon beeindruckend, dass ein ganzer Zug mit einer Fähre befördert wird. Ein- und ausfahren muss er ja über Schienen und da muss alles millimetergenau passen.

Drüben angekommen, geht jetzt alles flott, denn wir dürfen zuerst vom Schiff runter. Unser Hotel sehen wir auch schon vor uns. Hier haben wir auf der Herfahrt vorm Übersetzen übernachtet, und waren sehr angetan vom Ambiente, dem Zimmer und dem hervorragenden Essen im Restaurant. Versehentlich hatten wir den wirklich schweren, massiven  Zimmerschlüssel mitgenommen, den wir jetzt wieder zurück geben wollen. Die Leute an der Rezeption machen echt große Augen, als wir den Schlüssel hinlegen und fragen, ob wir "unser" Zimmer wieder haben können für die Nacht. Dann erkennen sie uns wieder, und wir können auch "unser" Zimmer wieder haben. Sie freuen sich so darüber, dass wir den Schlüssel wiederbringen, dass wir erst einen Espresso trinken müssen. Das Abendessen ist wieder hervorragend und bald liegen wir satt und zufrieden im Bett. Apulien - wir kommen.