6. Tag Freitag 24.2.2017
Heute klingelt der Wecker um 6:00, denn wir wollen früh zum Viehmarkt kommen in Nizwa. Der findet von 7:00 bis 9:00 statt. Wir machen uns schnell fertig, alles wird wieder verstaut, dann verlassen wir gerne und ohne Frühstück diese noble Bleibe. Frühstück war zwar im Preis mit drin, aber wir wollen es lieber nicht ausprobieren, unsere Gesundheit ist uns zu wertvoll.
In der City sind wir schnell, aber jetzt geht erst mal die Suche nach einem Parkplatz los. Erfolg haben wir in einer Seitenstraße und gar nicht weit vom Viehmarkt. Ein kleines Stück laufen ist gut gegen meinen Muskelkater, den mir die gestrige Kletterei verursacht.
Hier steppt das Kamel! Wir quetschen uns zwischen den Autos hindurch, die mit Ziegen, Rindern oder Geflügel beladen sind, bis wir zu dem Platz kommen, wo sich ein großer Kreis gebildet hat. Innen laufen die Männer mit ihren Tieren, von außen wird geboten. Die Frauen stehen etwas im Hintergrund und signalisieren ihren Männern, welche Tiere interessant sind. Zur Zeit sind nur Ziegen im Ring, die Rinder kommen wohl später. Kamele sind heute leider nicht im Angebot. Wenn der Handel konkret wird, kommen die Frauen ins Spiel. Sie schauen sich die Zähne und das Hinterteil an, und dann geht das Feilschen los. Den Geldbeutel hat die Frau und entscheidet, ob er geöffnet wird oder zu bleibt. Wir schauen uns das Treiben einige Zeit an, schieben uns dann durch die Menge zu den angebundenen Tieren, wo viele Zicklein mit ihren Müttern stehen. Die kleinen lassen sich gerne streicheln, ihnen macht der Trubel hier offenbar überhaupt nichts aus.
Nach einiger Zeit ziehen wir weiter in den angrenzenden Souk, wo heute alles mögliche verkauft wird. Das ist hier kein Touristen Souk, hier decken sich die Einheimischen mit frischen Lebensmitteln ein. Im Dattelsouk kaufen wir ein paar Dattel, nachdem wir vorher alle Sorten probiert haben. Das Kilo herrlich frischer Datteln kostet ca. einen Euro.
Im Gewürzsouk erstehen wir noch ein paar Gewürze. Beim Bummel durch den alten Teil des Souks, werden wir ein bisschen an die USA erinnert - hier werden alle möglichen Waffen angeboten.
Dann sind wir am alten Fort, das gerade seine Pforten öffnet, wir haben aber keine Lust auf eine Besichtigung. Nicht weit entfernt ist "unser Italiener" von gestern Abend. Er hat nicht nur Espresso, sondern bietet auch leckeres Frühstück an. Und der Laden brummt. Wir finden gerade noch ein Plätzchen und bestellen Omelett und leckeren Kaffee. Hier sitzen fast nur Touristen, die wissen, dass es nur hier Kaffee gibt, der seinen Namen auch verdient. Die Leute am Nachbarstisch sind in einer Wohnmobilkarawane schon seit November unterwegs, und erzählen uns von ihrem Weg. Wir sitzen eine ganze Zeit hier und genießen das Gewimmel um uns herum.
Dann schlendern wir langsam zurück zum Auto. Unterwegs schauen wir uns noch die Waren an, die auf dem Parkplatz angeboten werden. Riesige Teppiche sind aufgehängt und Sofas werden angeboten für die wohl typische omanische Kleinfamilie: Platz für rund 10-12 Personen.
Es geht jetzt weiter in Richtung Bahla, wieder über sehr gut ausgebaute Straßen. Bei Turan verlassen wir die Hauptstraße und fahren weiter über kleine Seitenstraßen, die aber auch alle asphaltiert sind. Plötzlich sehen wir vor uns eine alte, zum Teil verfallene Lehmhaussiedlung, direkt vor der Einfahrt zum Wadi Tanuf. Hier ist kein Mensch zu sehen, weder ist etwas eingezäunt noch gibt es eine Kasse, wo Eintritt zu zahlen ist. Toll! Wir strolchen durch die alten Gebäude und nehmen die Atmosphäre in uns auf. Man kann sich hier richtig gut vorstellen, wie die Menschen vor rund 40 Jahren hier gelebt haben.
Anschließend fahren wir ein paar Meter weiter und sind auf einer Schotterpiste, die in das Wadi Tanuf führt. Sehr gut sind noch die Bewässerungskanäle am Felshang zu sehen. Wir bleiben ein bisschen hier, schauen uns das Panorama an und die Vögel, die in den Felswänden brüten.
Danach geht's weiter in Richtung Al-Hamra, einer schöne Oasenstadt.
Bevor wir nach Al-Hamra hineinfahren, geht es rechts ab hoch auf die Berge in Richtung Hat. Oben auf dem Pass sollen wir eine sehr schöne Aussicht haben, allerdings endet hier auch die asphaltierte Straße. Es sind nur 25km dort hinauf, und meiner Frau macht es Spaß bei wenig Verkehr dort hinauf zu kurven. Wir landen in 2100m Höhe, und die Aussicht ist wirklich grandios nach beiden Seiten. Heftige Windböen fegen uns fast vom Plateau. Wir haben uns satt gesehen und treten die Fahrt nach unten an.
In der Ebene angekommen, geht die Fahrt zwischen Dattelpalmen hindurch durch das Städtchen.
Irgendwann sehen wir ein Hinweisschild zu dem Hotel "The View". 7,5km heftigste Schotter-und Schlaglochpiste führen dorthin. Und das soll wirklich ein Vier-Sterne-Hotel sein? Wir diskutieren noch, ob wir der Sache trauen sollen. Aber schlechter als das gestrige Hotel kann es kaum sein. Ich rufe erst mal dort an, denn die Telefonnummer steht im Reiseführer. Ein Zimmer ist noch frei, wir können also die Auffahrt wagen. Die Alternative sind 2-3 Hotels in der Nähe mit nur 2-3 Sternen. Das gestrige hatte zwei Sterne!! Wir gehen es an. Meine Frau flucht dezent beim aufwärts hoppeln - aber, das Hotel bekommt von uns sechs Sterne. Am Eingangsportal werden wir schon erwartet und freundliche Angestellte wollen sich gleich unsere Koffer schnappen. Nach der gestrigen Erfahrung wollen wir aber erstmal die Räumlichkeiten ansehen. Ein tolles Hotel, auf einer Höhe von ca. 1400m. Jedes einzelne Zimmer ist in einer Art Container untergebracht, aber vom Feinsten und bestimmt 25m2 groß. Die Container stehen am Hang, und sind durch Stege auf Stelzen verbunden. Die eine Seite des Zimmers ist voll verglast mit einer Schiebetür, die sich auf einen "schwebenden" Balkon öffnet. Vom Bett aus und vom großen Luxusbadezimmer aus, hat man einen weiten Blick auf das unten liegende Al-Hamra, das Tal, die gegenüberliegenden Berge und den Himmel. Der Name "The View" ist ein Volltreffer. Wir checken ein, machen es uns gemütlich, und genießen den Nachmittag. Beobachten den Sonnenuntergang hinter den Bergen und gehen um 19:00 zum Restaurant. Ein sehr gutes Abendessen vom Buffet, auf Wunsch frisch zubereitete Pasta vom Pastakoch und eine schöne Dessertauswahl. Ein leckerer Kaffee rundet das Ganze dann noch ab. Das Einzige was fehlt - ist ein guter Wein. Zurück im Zimmer setzen wir uns auf den Balkon, ich rauche eine Pfeife und wir beobachten den Sternenhimmel. Meine Frau kann gar nicht anders, als bei jedem Umdrehen nachts einen Blick in die Sterne direkt über ihr, zu werfen. Wir kommen der Vorstellung von 1000 und eine Nacht näher.
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