Heute fahren wir weiter in die Wüste und übernacten im 1000 nights camp.

12. Tag Donnerstag 2.3.2017 Auf dem Weg zum Wüstencamp

 

Nachts finde ich mich so langsam im Dunkeln nicht mehr zurecht. Wenn ich ins Bad will, muß ich zuerst mal überlegen, wo wir gerade sind und wie der Weg ins Bad ist. Ich möchte meine Frau ja auch nicht wecken und das Licht anmachen. An die kleine Taschenlampe irgendwo rechts oder links neben dem Bett denke ich dann meistens nicht. Frühstück soll es hier nur bis 9:00 geben, da wir gestern Abend nicht viel gegessen haben, haben wir beide jetzt Hunger. So um 8:45 klingelt das Telefon, ob wir denn noch frühstücken wollen wird gefragt - ja wollen wir, und wir sollen uns ruhig Zeit lassen, sie warten auf uns.

 

Eigentlich sehr sympathisch! Der schon etwas ältere Inder entschuldigt sich bei uns mehrfach für den Anruf, als wir dann im Frühstücksraum erscheinen. Wir machen ihm klar, daß wir das als sehr nette Geste empfunden haben.

 

Bald ziehen wir wieder los, erstmal in Richtung Sur, dann weiter auf der 23 in Richtung Ibra. Meine Frau fährt erst mal, denn da kann ich gut aufs Garmin schauen, und ihr sagen, wann Abbiegen angesagt ist. Trotzdem verfahren wir uns etwas, merken es aber schnell und sind 15 min später  wieder auf unserer Route. Wir wollen heute noch ins "1000 Nights Camp" mitten in der Wahiba Wüste. Heute morgen habe ich dort angerufen und ein "Zelt" reserviert. Die Dame wollte uns einen Guide schicken zur Shell Station in dem kleinen Ort Al Mintarib. Ja, wir haben ein 4wheel Auto, und der Guide würde uns ungefähr 100€ kosten. Ich habe ihr aber gesagt, wir versuchen das alleine, ich habe die Strecke die ich fahren muss auf meinem Garmin.

Die Shell Station haben wir gefunden und den Weg in Richtung Camp ebenfalls, es ist gut ausgeschildert. Jetzt sehen wir, dass die asphaltierte Straße hier zu Ende ist. Wir sind in der Zwischenzeit umgestiegen und mir ist das Herz etwas in die Hose gerutscht als die Wüste mit vielen hohen Sanddünen jetzt vor uns liegt, und wir ca. 40km auf dieser Piste vor uns haben. Plötzlich hält ein richtiger Jeep neben uns und nicht so ein Off Road Verschnitt, wie wir ihn fahren. Der junge Omani fragt, wo wir denn hinwollen und ob wir einen Guide brauchen, um an unser Ziel zu gelangen. Er würde für 25 OMR (ca. 65€) vor uns herfahren und uns bis zum Ziel geleiten. Wir sollten auch bedenken, dass es im 2ten Drittel der Strecke, die etwas schwieriger zu fahren ist, keinen Handyempfang gibt. Das gibt uns den Rest, ob es stimmt oder nicht können wir nicht prüfen. Wir sind jetzt doch froh über dieses Angebot, und nehmen an. Zuerst lässt der junge Omani dann etwas Luft aus unseren Reifen, damit die Auflagefläche größer wird und sagt uns, wir sollen einfach hinter ihm her fahren. Na dann....

Er legt sofort ein ordentliches Tempo vor und wir pesen mit 80 Sachen hinter ihm her. Manchmal über eine Art Wellblechpiste aus Sand, dann sind wieder quer durch Sanddünen auf der Piste, über die wir quasi "hinwegfliegen" und unsanft wieder auf den Boden krachen. Unser "Salim" (so heißt unser Auto) wird auf jeden Fall kräftig durchgerüttelt. Meine bessere Hälfte klammert sich fest, und ich umklammere das Lenkrad, denn im Sand schlingern wir manchmal wie ein Schiff. Irgendwann mache ich einfach etwas langsamer und siehe da - unser Guide passt sich sofort an und bleibt in Sichtkontakt. Er wollte wohl einfach mal zeigen, was er drauf hat. Jetzt macht es richtig Spaß durch den Sand zu fahren, manchmal hängen wir etwas schräg, und ich denke schon wir kippen um, aber es geht gut. Die Hälfte haben wir bestimmt geschafft, dann liegt eine steile Düne mit tiefem, lockeren Sand vor uns. Unser Guide rast mit Vollgas hinauf, ich hinterher. Aber, ich bin das wohl etwas zu langsam angegangen und bleibe  kurz vor Erreichen der Kuppe stecken. Vorwärts geht nichts mehr, da wühle ich mich nur in den Sand hinein. Rückwärts komme ich wenigstens wieder aus der Kuhle heraus. Unser Guide hat auf der Kuppe angehalten und läuft jetzt zu uns, er setzt sich ans Steuer, ich auf dem Rücksitz, und er fährt das Auto rückwärts wieder den Berg herunter. Jetzt kräftig Gas geben, und tatsächlich, wir sind oben. Geschafft! Das ist der Beduinen Drive meint er lachend. Er meint, jetzt hätten wir den schwierigsten Teil geschafft, und nur noch einfache 8km vor uns. Er verabschiedet sich und braust mit seinem Jeep zurück. Wir brausen ebenfalls los in die entgegengesetzte Richtung.

 

 

Tatsächlich geht es jetzt sehr gut und bald sehen wir das Camp vor uns liegen. Es liegt eingebettet in hohe Sanddünen rechts und links, mit ein paar Gebäuden in der Mitte und auch etwas Grün.

Bild 4 Blick auf die Wohneinheiten im 1000 nights camp
Bild 4 Blick auf die Wohneinheiten im 1000 nights camp
Oman Urlaub 2017
Bild 4a Visitenkarte 1000 nights camp

Vor der Anlage ist ein kleines eingezäuntes Gehege, in dem Onyx Antilopen friedlich grasen. Wir checken ein für ein "Arabic Tent", zahlen sofort und ein junger Mann bringt uns mit unseren Koffern zu unserem Zelt. Wir sind gespannt. Unterwegs kommen wir noch an einem winzigen Swimmingpool vorbei. Hier aalen sich einige Gäste auf den Liegestühlen in der Sonne. Was für ein Wiederspruch! Wir kommen am Zelt Nr. 25 an - und es ist tatsächlich ein Zelt. Die Decke vor dem Eingang wird zurückgeschlagen, und wir stehen in einer "Zeltsauna"  mit zwei "Feldbetten" - sonst nichts. Die Hitze hier drin ist zum Umfallen. Der junge Mann meint wir sollten das Zelt geschlossen halten, damit keine Mücken hineinkommen, und uns ins Restaurant setzen bis die Hitze am späten Nachmittag aus dem Zelt heraus ist, und verschwindet wieder. Dusche und Toilette sind in einem kleinen Häuschen ein Stück entfernt vom Zelt. Wir setzen uns erst mal auf die Campingliegen, die unsere Betten werden sollen, und schauen uns entsetzt an. Wir versuchen, uns das Ganze romantisch schön zu reden, aber es will uns nicht so recht gelingen. Dafür sind wir nicht mehr jung genug. Zurück zur Rezeption. Die Koffer lassen wir stehen, die soll der junge Mann wieder holen.

Problemlos können wir einen Upgrade bekommen für zusätzlich 25 OMR und in ein kleines Häuschen ziehen, Nr. 14. Das ist ganz ok, große und ordentlich breite Einzelbetten und eine eigene Dusche und Toilette. Das "Badezimmer" ist zwar nach oben offen, aber wir sind ja Naturliebhaber. Und wen stören schon die käfergrossen Ameisen, die emsig zwischen Waschbecken und WC hin-und herlaufen - die müssen ja auch sehen, wo sie bleiben. Es ist zwar auch hier bullig heiß, aber man kann die Fenster und die Terrassentür wenigstens öffnen, denn hier sind Fliegengitter davor. Wir richten uns ein, was nichts anderes heißt, als dass in kürzester Zeit Chaos herrscht, denn wir leben aus den Koffern.

Bald liegt die Anlage im Schatten, die Sonne hat sich hinter die Dünen verzogen. Wir machen einen Bummel durch die Anlage und trinken einen wirklich guten Espresso neben dem Swimmingpool.

Bild 10 Blick auf die Anlage 1000 nights Camp
Bild 10 Blick auf die Anlage 1000 nights Camp
Urlaub Oman 2017
Bild 11 Im Cafe am Pool im 1000 nights Camp

Wir überlegen, ob wir die Dünen erklimmen, um den Sonnenuntergang anzusehen, aber das ist uns dann doch zu anstrengend. Wir lassen die Sonne ihren Job alleine tun. Später sehen wir, dass einige Leute mit ihren Jeeps hochgefahren sind, das hätten wir auch probieren können. Aber vielleicht haben wir uns so eine Peinlichkeit erspart, den Beduinen Drive müssen wir erst noch üben.

Um 19:30 gibt es Abendessen vom Buffet. Es ist ok, aber wirklich nicht mehr. Die "dienstbaren  Geister" sind auch hier sehr nett, und ein junger Mann versorgt uns im Restaurant gleich mit allem, was wir so brauchen. Nach dem Essen setzen wir uns auf unsere kleine Terrasse, ich rauche meine Pfeife und wir beobachten den wirklich wunderschönen Sternenhimmel.

 

Oman Urlaub 2017
Bild 18 Fahrtstrecke heute am 2.3.2017 - Kartenquelle: © OpenStreetMap-Mitwirkende