7. Tag 26.9.2019
Das ist ein sehr schöner Campground, man hört zwar die Autobahn, die in nicht allzu großer Entfernung vorbei führt, aber das hat uns nichts ausgemacht. Wir haben gut geschlafen. Das übliche Programm läuft morgens ab, jetzt ist das auch bereits alles zur Routine geworden. Gegen 10:00 fahren wir weiter. Wir wollen heute noch zum Huron See. Unser Navi will uns immer über Toronto lotsen, dazu haben wir aber keine Lust. Etwas nordwestlich ist die Gegend der Mennoniten mit zum Teil deutscher Abstammung. Dort soll es auch Schwarzbrot und einen sehr schönen Farmers Markt geben. Das ist unser erstes Ziel. Es sind nur ca. 40 Kilometer nach Kitchener. Wir kommen wieder über die Große Autobahn Brücke bei Hamilton von der aus man einen schönen Blick auf den Ontariosee hat. Leider kann man hier nicht anhalten.
Bald geht es von der Autobahn herunter auf sehr gut ausgebaute Highways. Schon kommen die Schilder in Richtung Kitchener in Sicht. Wir fahren einfach mal in die Stadt hinein und versuchen den Schildern zum Farmers Markt zu folgen. Auf einmal sind sie weg und wir sind mitten in einem Wohngebiet. In die meisten Straßen dürfen wir nicht hineinfahren, denn hier ist Truck Verbot. Irgendwann haben wir die Nase voll. In einer Seitenstraße halten wir an, ich gebe ein Ziel für den Abend ein und lasse uns vom Navi aus der Stadt herauslotsen. Das klappt auch ganz gut. Wir sind kaum draußen auf dem Weg zum Nachbarort, da sehen wir auch schon ein Zeichen zum St. Jacobs Farmers Market in einer anderen Kleinstadt. Wir können die Gebäude bereits sehen und viel Verkehr in diese Richtung. Jetzt müssen wir nur noch einen Parkplatz finden. Den gibt es auch für Busse und wir machen Henry mal kurzfristig zu einem Bus. Eine ältere, sehr freundliche Dame, die den Platz bewacht, sieht es leider anders. Aber sie erklärt uns sehr nett, wo RV´s parken können. Wir blödeln noch ein bisschen mit ihr herum, dann fahren wir zu diesem Platz. Kein Problem, schnell gefunden und nur über die Straße und schon sind wir mitten im Geschehen.
Hier wird massig frisches Obst und Gemüse angeboten. Äpfel, Kürbisse, Paprika, Chilli, Tomaten, Auberginen, Pfirische, Trauben, Erdbeeren, Pflaumen – all das lacht uns frisch und knackig entgegen. Aber….hier wird nicht Kiloweise verkauft, sondern Körbeweise. Wir können einen Farmer überreden uns von seinen herrlichen Tomaten die kleinste Menge zu verkaufen, das sind dann so zwischen zwei und drei Kilo. Sie schmecken richtig nach Sonne. Wie auf jedem Markt, werden natürlich auch alle möglichen anderen Waren angeboten. In den Hallen werden auch andere Waren angeboten. Margit kauft sich ein hübsches Armband. Bei einer Metzgerin kaufe ich natürlich von den unwiderstehlichen Bratwürsten, und am Stand gegenüber hausgemachten Käse. Frisches Baguett und ein paar süße Teilchen zum Espresso runden den Einkauf ab. Erdbeeren müssen noch sein. Eigentlich sind wir wegen des angepriesenen Schwarzbrotes im Reiseführer gekommen – das gibt es nicht. Die können halt nur Weißbrot, genau wie in USA. Gegenüber gibt es auch einen Baumarkt, wo ich dann endlich eine Wasserpumpenzange finde.
Dann geht´s wieder auf die Piste, wir wollen noch zum Huronsee kommen. Die Straße führt durch ein ländliches Gebiet, von Zeit zu Zeit sehen wir eine Kutsche der Mennoniten, die auf dem Randstreifen der Straße unterwegs sind. Nur was wir nicht finden, ist ein Platz wo wir eine Pause einlegen können und in Ruhe einen zu Kaffee trinken. Normalerweise sind Parkplätze an Sportanlagen und Friedhöfen zu finden. Einen Friedhof entdecken wir auch und einen Schotterweg daneben. Den nehmen wir, nur auch hier können wir nirgendwo anhalten. Rechts und links des Schotterwegs ist ein tiefer Straßengraben, hier macht es keinen Sinn weiterzufahren. An der Einfahrt zu einer kleinen Farm versuche ich zu wenden. Ich fahre in den Weg zu der Farm hinein, stoße zurück - und plötzlich gibt es einen Schlag und unser Henry hängt ganz schief. Ich bin mit einem Hinterrad in den Straßengraben gefahren und sitze mit der Karosserie auf dem Boden auf. Ich probiere erstmal selbst vorwärts da rauszukommen, keine Chance. Wir stehen jetzt quer auf der Straße und blockieren sie total. Ohne Zughilfe kommen wir da nicht wieder heraus. Wir überlegen was wir machen können. Wir wollen gerade zu dem Farmhaus gehen, da kommt ein riesiger, mit Schweinen beladener Truck, der natürlich nicht an uns vorbeikommt. Jetzt kommen auch noch zwei PKW´s dazu. Die müssen sich wohl alle ein Lachen verkneifen. Da kommen die Deutschen Großstädter und können nicht mal vernünftig wenden. Der Truckfahrer kommt hier aus der Gegend und ruft seinen Bruder an, damit der mit dem Traktor kommt und uns herauszieht. Leider meldet sich niemand bei ihm. Gemeinsam gehen wir daher zu dem Farmhaus, und zum Glück ist jemand zu Hause. Der Farmer macht seinen Traktor startklar und der Truckfahrer hängt Henry mit einer mächtigen Kette um die Vorderachse an. Ich muss bei Henry noch die Handbremse lösen, den Vorwärtsgang einlegen ein bisschen Gas geben und der Traktor holt uns ruck-zuck aus dem Graben. Hoffentlich haben wir an Unterboden nichts kaputt gemacht. Wir bedanken uns herzlichst bei allen, der Farmer will kein Geld nehmen, er meint es sei selbstverständlich zu helfen, wenn es nötig ist.
Wir prüfen alles. was wir prüfen können. Wasser läuft noch innen, der Herd funktioniert noch und es strömt nirgendwo Gas aus. Auch die Benzinleitung und die Bremsleitungen scheinen intakt zu sein. Wir fahren langsam los, keine ungewöhnlichen Geräusche, die Lenkung ist noch ok und auch die Bremsen funktionieren ganz normal. Was für ein Schreck, und doch so viel Glück. Von allen Seiten sofort Hilfe und alles ist gut gegangen. Schutzengel arbeiten halt auch in Kanada.
Bald darauf finden wir einen guten Platz, wo wir einen Kaffee trinken und unsere Nerven etwas beruhigen können.
Nach „Kincardine“ ist es nicht mehr sehr weit. Es gibt hier mehrere Campgrounds und wir steuern den ersten an im Ortsteil „Ainsdale“, den Aintree Campground. Von hier sind es nur 100m zum Huronsee. Nachdem wir erst mal jemand gefunden haben, der uns hier einen Platz zuteilt, ist alles klar. Wir bekommen einen richtig schönen Stellplatz mit allen Anschlüssen. Wir richten uns ein, und machen anschließend einen Spaziergang zum See.
Der See vermittelt eher Ostsee-Feeling. Kein Horizont zu sehen und richtig beeindruckende Wellen. Wir genießen den Blick über den See und das Rauschen des Wassers. Leider können wir hier nicht sehr weit laufen, es geht immer nur am Rand einer Seitenstraße entlang. Dazu haben wir keine Lust und kehren bald wieder zurück zu unserem Womo.
Unser Abendessen besteht heute aus Bratwurst mit Tomatensalat und frischem Brot, und natürlich ein-zwei Gläsern Weißwein. Ich setze mich danach noch im Dunkeln vor unser Womo und genieße den schönen Sternenhimmel und ein beruhigendes Pfeifchen nach dem aufregenden Tag.
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