Das schlechte Wetter hat uns eingeholt, trotzdem machen wir heute eine Levada Wanderung bei Porto Moniz

19.3.2015

Auch heute Morgen hören wir schon den Regen auf das Dach prasseln. Das Aufstehen kostet dann immer Überwindung, denn über Nacht wird es saukalt im Bungalow. Also, alle Elektroheizungen anwerfen und ab unter die warme Dusche. Nach dem Frühstück entscheiden wir dann, was wir machen werden.

Leider sieht es nach dem Frühstück auch nicht viel besser aus, aber wir wollen heute mal laufen und haben uns eine der Levadas bei „Rabacal“ ausgesucht. Wir holen unser Auto vom Parkplatz, um dann vor unseren Bungalow einladen zu können. Gestern Abend mussten wir doch ziemlich weit entfernt parken, da vor dem Haus kein Platz mehr zu bekommen war. Los geht’s, Margit fährt, es geht gleich bergauf, der Parkplatz liegt in einer Höhe von ca. 1200m. Bald sind wir mitten in den Wolken und sehen die Hand nicht mehr vor den Augen. Langsam geht es voran, wir orientieren uns an den Rücklichtern des Vordermanns und dem Mittelstreifen auf der Straße, sofern sichtbar. Wir erreichen den Parkplatz - auch hier dichter Nebel. Das Thermometer zeigt 4°C an. Es stürmt. Margit steigt gar nicht erst aus. Die anderen Leute in den Autos gucken auch alle etwas ratlos.

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 1 Im Nebel und bei 4°C auf der Hochebene bei Rabacal

Wir entscheiden uns fürs weiterfahren und eine Levada auszusuchen, die etwas niedriger liegt. Bei „Porto Moniz“ wollen wir`s versuchen. Wieder durch die Suppe. Wir folgen einem großen Bus. An seinen Bremslichtern kann man wenigstens erkennen, wann die nächste Kurve kommt. Plötzlich bremst er heftig ab - eine Rinderherde kreuzt die Straße. Die Tiere haben natürlich „Vorfahrt“. Dumm nur, dass sich einige nicht entscheiden können, ob es links, rechts oder doch mitten auf der Straße am schönsten ist. Nach einigen Minuten spricht die Leitkuh ein Macht-Muh und wir können weiterfahren.

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 2 Im Nebel immer dem Bus hinterher
Urlaub Madeira, März 2015
Bild 3 Kühe auf der Hochebene

Irgendwann entdecken wir in den spärlicher werdenden Wolken die Abzweigung zur Levada. Es sieht jetzt etwas freundlicher aus, als wir den Ausgangspunkt der heutigen Wanderung erreichen. Wanderschuhe an, Rucksack auf und los geht’s. Eine sehr schöne Levada, die fast eben am Wasserlauf entlang führt. Es gibt immer wieder Aussichtspunkte aufs Meer oder das unter uns liegende Tal. Die Levada verläuft in einer Höhe von ca. 400m. Wir laufen ungefähr 5km, es sind kaum Leute hier unterwegs.

Wir kommen an einen Punkt, wo die Levada scheinbar zu Ende ist. Dem ist nicht so, um die Ecke herum ist ein Tunnel, durch den die Levada fließt, und daneben ist ein sehr schmaler Pfad. Jetzt kommen unsere Taschenlampen zum Einsatz, denn im Tunnel ist es natürlich stockdunkel. Das Ende des Tunnels ist weit entfernt als kleiner weißer Punkt auszumachen. Wir gehen los und ich muss ziemlich aufpassen, mir nicht den Kopf am Felsen anzuhauen oder den Felsen mit der Schulter zu rammen an besonders engen Stellen. Hoffentlich kommt uns hier niemand entgegen. Kurs vor dem Tunnelende kommt doch tatsächlich jemand auf uns zu. Ein Levada Arbeiter, der aber an einer kleinen Ausbuchtung wartet, bis wir vorbei sind. Auf den letzten Metern steht der Pfad jetzt auch noch unter Wasser. Vor dem Tunnel rauscht ein Wasserfall und sorgt dafür, dass genug Wasser den Pfad runterkommt. Ok, links die Felswand, SEHR enger Pfad, rechts die Levada – wir lieben Abenteuer! Nasse Füße sind fast unausweichlich und nur durch beherztes Balancieren zwischen Felswand und Levada-Sockel halbwegs zu vermeiden. Natürlich darf man dabei auf keinen Fall die Taschenlampe fallen lassen, sonst ist sie weg. Helden wie wir schaffen das, ohne sich in die Hose zu machen, was aber bei dem vielen Wasser ringsum auch nicht aufgefallen wäre.

Endlich geschafft! Am Tunnelende warten die Arbeiter geduldig und amüsiert darauf endlich in den Tunnel zu können. Jetzt kommt`s noch besser. Wir müssen unter dem Wasserfall hindurch. Zum Glück ist an der schlimmsten Stelle ein Blechdach, unter dem wir hindurchgehen können, was aber reichliches nass werden nicht wirklich verhindert. Auf der anderen Seite erwartet uns schon der nächste stockdunkle Tunnel. Hier kann man das Ende nicht erkennen, da der Tunnel einen kleinen Bogen macht. Er ist noch nasser, noch enger, noch glitschiger – aber dafür kürzer. Den bewältigen wir auch. Nach dem Tunnel treffen wir ein Paar aus Finnland; sie sagen uns, dass es nicht mehr weit ist bis zu einem Levadahaus. Dort wollen wir eine Pause machen und dann umkehren, da wir den gleichen Weg wieder zurück laufen müssen. Nach 10 Minuten sind wir da. Da kommt eine Gruppe Engländer mit ihrem Guide um die Ecke und wir unterhalten uns natürlich ein bisschen. Sie sind am anderen Ende der Levada gestartet und wir sind die Ersten, die sie heute auf diesem Weg treffen. Gemeinsam wundern wir uns über die unglaublich zutraulichen Bergfinken hier, die uns fast auf die Hände fliegen. Der einheimische Führer der Gruppe klärt uns darüber auf, dass die Finken auf Futter warten. Viele Gäste füttern sie wohl mit Kuchen und anderen Krümeln. Die falsche Ernährung hat bereits zu Verformungen an den Füßen der Vögel geführt, was auch eindeutig zu sehen ist. Naja, von uns bekommen sie keinen Kuchen (wir haben keinen), aber unsere Apfelgehäuse werfen wir den Vögeln dann schon hin. Es dauert etwas, aber dann nehmen sie die auch.

Bald machen wir uns wieder auf den Rückweg, denn das Wetter ist nicht gemütlich. Die beiden Tunnel warten wieder auf uns. Zum Glück sind jetzt kaum noch Leute unterwegs, sodass wir nur ein Paar im Tunnel passieren lassen müssen, was aber auf Grund unserer Routine!!! jetzt kein Problem mehr ist. Es fängt wieder an zu regnen. Ich muss meine Regenklamotten anziehen, Margit hat das schon vorher erledigt, die erste Wasserfalldurchquerung hat sie noch frisch in Erinnerung. Nach insgesamt ca. 12 km sind wir wieder zurück am Parkplatz. Wir machen uns gleich auf den Heimweg, denn wir haben richtig Hunger. Es geht wieder durch die Wolken, Sichtweite ca. 15m, aber wir sind jetzt praktisch alleine auf der Straße. Bis zu unserem Hotel brauchen wir nur 45min. Wir ziehen uns um und machen uns „ausgehfertig“. Heute wollen wir mal wieder im Hotel essen. An dem Menü hat sich nicht sehr viel geändert. Es ist lecker und reichlich und alles wirklich knackfrisch, aber alle 2-3 Tage ist genug. Zum Glück haben wir keine Halbpension gebucht, so können wir nach Belieben essen, wo wir wollen. Wir lassen es uns schmecken und gehen dann gleich zurück zu unserem Bungalow, wo wir es uns gemütlich machen (bedeutet bei Margit eingewickelt in eine warme Wolldecke für die Außenwärme und Rotwein für die Innenwärme – bei mir reicht Rotwein) und gehen bald schlafen.

Urlaub Madeira, März 2015
Bild 25 Unsere Wanderstrecke Hin-und Zurück an der Levada da Ribeira; Bildquelle: www.openstreetmap.org/copyright